Entwurf des Koalitionsvertrags sieht Abbau von Bildungsbereichen vor

Das auf die Ressource Bildung stark angewiesene Bundesland an der Saar schwebt in der Gefahr, durch ein Zurückweichen von CDU und FDP vor den Grünen auf diesem Gebiet bundesweit den Anschluss zu verlieren. Der Deutsche Altphilologenverband (DAV) warnt vor Abbau von Bildungschancen.

Berlin/Pforzheim (DAV): Die Eckpunkte des schwarz-gelb-grünen Koalitionspapiers der unmittelbar vor ihrem Vertragsabschluss stehenden Jamaika-Koalition im Saarbrücker Landtag lassen nach Einschätzung des Deutschen Altphilologenverbandes (DAV) erwarten, dass innerhalb kurzer Zeit im Saarland Kernbereiche gymnasialer Bildung abgebaut werden. So soll das Gymnasium um ein weiteres Jahr verkürzt werden und dabei die bundesweit stark nachgefragte Sprache Latein auf einen Restlehrgang von wenigen Schuljahren und mit geringer Wochenstundenzahl (nur noch frühestens als dritte Fremdsprache) festgelegt werden. Das Latinum – so vermutet der DAV – wird in der Folge auf schmalster Basis zertifiziert werden und damit keinerlei Aussagewert mehr besitzen. Das Fach Griechisch wird aufgrund des sich ergebenden Verdrängungseffektes im Saarland gänzlich abgewickelt werden. Zudem soll die Bestandsgarantie für das Gymnasium aus der Landesverfasssung entfernt und durch eine jederzeit aufkündbare und damit strukturell wertlose Zusicherung ersetzt werden.

Der Deutsche Altphilologenverband ist der Auffassung, dass eine solche Politik auf keinen Fall die Bildungschancen Benachteiligter erhöht, sondern sie im Gegenteil auf ein für alle Beteiligten verpflichtendes Mittelmaß verkürzt und die Begabtesten und Engagiertesten um den rechtzeitigen Erwerb wichtiger Kompetenzen betrügt. Damit werden Potenziale der Schüler verschenkt. Der DAV widerspricht an dieser Stelle ausdrücklich der Position des Bildungspolitikers der Grünen und GEW-Landesvorsitzenden Klaus Kessler, welcher maßgeblichen Einfluss auf die bildungspolitische Ausrichtung der Koalitionäre genommen hat.

Der Deutsche Altphilologenverband fordert CDU, FDP und Grüne im Saarland auf,

  • sich nicht für „lean learnig“ zu entscheiden, sondern Mut zu Tiefgründigkeit zu zeigen,
  • die Isolation des Saarlandes in der Fremdsprachenfolge nicht weiter zu zementieren,
  • das Recht der Eltern und Schüler auf freie Wahl der ersten und zweiten Fremdsprache zu respektieren und diese nicht auf die Sequenz Französisch-Englisch festzuschreiben.
  • das Gymnasium nicht zu demontieren, sondern zu stärken
  • den seit acht Jahren zunehmend nachgefragten allgemeinbildenden gymnasialen Bereich der Klassischen Sprachen in seinem Potenzial zu erkennen und für möglichst viele Schülerinnen und Schüler fruchtbar werden zu lassen.

Karl Boyé
- Pressesprecher -