Der österreichische Romancier und Musiker Michael Köhlmeier erhält den diesjährigen Humanismus-Preis des Deutschen Altphilologenverbandes. Die Ehrung Köhlmeiers fand am Donnerstag auf dem Bundeskongress des Verbandes, der in der Osterwoche zum ersten Mal länderübergreifend in Innbruck tagt, im Rahmen einer Feier statt.
Innsbruck/Freiburg i.Br./Pforzheim (DAV): Der Deutsche Altphilologenverband (DAV) verleiht alle zwei Jahre im Verlauf seines Bundeskongresses den Humanismus-Preis an Persönlichkeiten, welche vorbildhaft das Zusammenwirken von geistiger Bildung und aktivem Eintreten für das Gemeinwohl verkörpern. Träger der seit 1998 bestehenden Auszeichnung sind beispielsweise Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die ehemalige Verfassungsgerichtspräsidentin Präsidentin Jutta Limbach, der Anti-Mafia-Kämpfer Leoluca Orlando, die Schriftstellerin Monika Maron oder im Jahre 2012 Sebastian Krumbiegel („Die Prinzen“).
Wesensmerkmale des Preises sind zum einen, den Diskurs über die Leitgedanken von Bildung zu beleben, und zum anderen, die Verankerung menschlichen Denkens und Handelns in seiner kulturgeschichtlichen Dimension stets aus neuen Blickwinkeln zu beleuchten. Der Vorsitzende des Deutschen Altphilologenverbandes Prof. Dr. Bernhard Zimmermann sagte über den Preisträger am heutigen Freitag in Freiburg:
„Die Vermittlung der Aktualität des geistigen Erbes Europas, insbesondere die plastische Verlebendigung der antiken Mythen auch und gerade als Spiegelung unseres eigenen Handelns und unserer eigenen Zeit, macht ihn zum Brückenbauer zwischen der griechischen und lateinischen Literatur und der Gegenwart.“
Die Verleihung des Humanismus-Preises des DAV fand am Donnerstag, den 24. April 2014 von 19:00 bis 21:00 Uhr in festlichem Rahmen in der Aula der Universität Innsbruck statt.
Das Spektrum der Kongressveranstaltungen erstreckt sich über den gesamten Bereich der Forschung, der Didaktik sowie der Verknüpfung der klassischen Sprachen mit Nachbardisziplinen, insbesondere auch anderen Sprachen, im deutschsprachigen Bildungswesen. Der Deutsche Altphilologenverband dankt ausdrücklich für die Gastfreundschaft der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, welche organisatorisch wie inhaltlich zum Gelingen des Kongresses maßgeblich beiträgt.
Auf folgende Kongressveranstaltungen sei noch besonders hingewiesen:
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Abschlussveranstaltung am Freitag, den 25. April von 13:00 bis 14:00 Uhr in der Aula der Universität
- Der Philosoph Prof. Dr. Günter Figal, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: Warum Klassiker?
Weitere Informationen zum Kontext und zum Hintergrund
Zum Humanismus-Preis 2014
Der Grundgedanke des seit 1998 anlässlich des Bundeskongresses des Deutschen Altphilologenverbandes verliehenen Humanismus-Preises ist das auf die Antike zurückgehende Ideal der Verknüpfung von geistiger Bildung und aktivem Eintreten für das Gemeinwohl. Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Verleihung des Humanismus-Preises soll immer neuen Anreiz zur Diskussion darüber bieten, welche geistigen Aufgaben der heutigen Zeit gestellt sind und wie eine zukunftsfähige Bildung gestaltet sein muss. Eine derartige Debatte kann – so unsere Überzeugung – das Bewusstsein dafür schärfen, dass in Beruf, Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt auch im Kulturbetrieb gerade heute Verantwortungsträger gebraucht werden, die gemeinwohlorientiert denken und handeln, die diese Denk- und Handlungsweise auch dann nicht aufgeben, wenn Nachteile für die eigene Person oder Gruppe damit verbunden sind und die sich nicht nur mit dem Heute beschäftigt haben und beschäftigen, sondern ihre Fähigkeit, die Gegenwart zu beurteilen und zu gestalten, aus der Geschichte, der historischen Erfahrung und der kulturellen Tradition, der sie entstammen, entwickeln und den Wert anderer kultureller Traditionen sehen und achten. Das Bewusstsein der eigenen geistigen Wurzeln führt, wie dies Cicero in einem Brief an seinen Bruder Quintus ausführt, zur Weltoffenheit, zur Übernahme von Verantwortung gegenüber den Mitmenschen und zum Respekt vor der eigenen und anderen Kulturen. Im lateinischen Begriff humanitas fließen das soziale und politische Engagement, die griechische philanthropía, mit musischer und wissenschaftlicher Bildung, der griechischen paideía, ineinander.
Zur Person des Preisträgers
Michael Köhlmeier, Träger des Humanismus-Preises 2014, wurde 1949 im vorarlbergischen Hard am Bodensee geboren und ist seiner Heimat treu geblieben. Er lebt heute in Hohenems in Vorarlberg, und Vorarlberg ist in den ersten schriftstellerischen Werken Köhlmeiers durchaus präsent wie in seinem Erstlingsroman Der Peverl Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf.
Köhlmeiers umfangreiches Werk umfasst Romane und Kurzgeschichten, Theaterstücke und Drehbücher, Hörspiele und Hörbücher.
Zur Person der Laudatorin Sandra Kegel
Die Feuilletonredakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde 1970 in Frankfurt am Main geboren, studierte deutsche und französische Literatur sowie Theaterwissenschaften in Wien, Frankfurt und Aix-en-Provence. Sie ist Jurorin unter anderem beim Leipziger Buchpreis und moderiert deutschlandweit regelmäßig Literaturveranstaltungen. Sandra Kegel hat sich im Rahmen ihrer Arbeit in letzter Zeit mit dem Denken Michael Köhlmeiers und seinem Œuvre wiederholt beschäftigt.