Oktober 2025
Oktober 2025
Zum Geleit
Liebe Mitglieder des Deutschen Altphologenverbandes,
liebe Freunde der Alten Sprachen,
amici linguarum antiquarum, φίλοι γλωσσῶν ἀρχαίων!
Mit Stolz und Freude blicken wir zurück auf eine abwechslungsreiche 100-Jahr-Feier unseres DAV in Berlin, für welche die Bundesbildungsministerin, Karin Prien, die Schirmherrschaft übernommen hatte mit einem Grußwort, das neben Sokrates und Seneca mit Aspasia auch eine weibliche Repräsentantin griechischer Paideia benannte (hier das vollständige Grußwort), und die von sommerlichstem Sonnenschein begleitet („DAV-Wetter“) und so zahlreich besucht war, dass die Freitagabendveranstaltung mit dem Rückblick auf die Anfänge unseres Verbandes sogar in einen größeren Raum an der Humboldt Universität zu Berlin verlegt werden musste als ursprünglich vorgesehen!
Kenntnisreich und luzide legte Ulrich Schmitzer, dem unser großer Dank für seine Recherchen und seine Einordnung in die Umstände der Zeit gilt, dar, wie es bereits damals um einen Abwehrkampf gegen Kräfte, welche den Bildungswert der Alten Sprachen infrage stellten, gegangen war – und Stefan Kipf zeigte uns auf, wie die Altphilologen und gerade der DAV es immer schaffte, den Wert des altsprachlichen Unterrichts in und mit den jeweiligen bildungspolitischen Diskursen der Zeit fundierter zu begründen als alle anderen Fächer, als Beispiel sei die berühmte DAV-Matrix genannt. (Sie werden die Vorträge in einer Festschrift nachlesen können, die im kommenden Jahr als Sonderausgabe des Forum Classicum erscheinen wird!)
Nachdem am Samstag im Senatssaal die Präsidentin der Humboldt Universität, Julia von Blumenthal, in ihrem Grußwort aufgezeigt hatte, wie sie persönlich gerade ihre altgriechische Bildung als κτῆμα ἐις αἰεί begreife, erinnerte uns unsere Festrednerin Arlene Holmes-Henderson, Durham, daran, dass man data brauche, um die Politiker zu überzeugen – data, die sie in ihren fachdidaktischen Projekten erhoben hat: Wenn wirtschaftsorientierte englische Politiker „low-earning degree“-Studiengänge abschaffen wollen, konnte sie ihnen anhand der Daten zeigen, dass Classics-Absolventen zu den besten Steuerzahlern des Landes zählen; wenn englische Bildungspolitiker altsprachlichen Unterricht für überflüssig für die Entwicklung des Landes hielten, konnte sie ihnen anhand ihrer Studiendaten zeigen, dass im Gegenteil das Lernen von Latein als erste Fremdsprache in der englischen primary school dazu führt, dass Kinder aus prekären Elternhäusern am Ende ihrer Grundschulzeit nicht mehr den üblichen 30%igen Leistungsnachteil gegenüber ihren Mitschülern aufweisen, sondern statistisch aussagekräftig nachweisbar in ihren schulischen Leistungen mit Kindern aus einkommensstarken Familien gleichziehen. Mit dem Nachweis dieser empowerment-Funktion des Lateinlernens, sei es dass sie in erster Linie auf die sprachbildende Funktion des LU zurückzuführen sei, sei es dass die Motivationsförderung durch das Eintauchen in eine fremde Welt der Vergangenheit, der Römer und der griechischen Mythen, sei es dass die Funktion als sozusagen Einstiegsdroge zur tiefergehenden Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen und grundlegenden Texten der Weltliteratur ihren Teil zu dieser Aktualisierung von Chancengerechtigkeit beiträgt, zeigen diese Daten, dass Aufstieg durch altsprachliche Bildung möglich ist und dass wir stolz sein können auf den Beitrag unserer Fächer für den Einzelnen und unsere Gesellschaft!
Die hochkarätig und ebenso vielfältig besetzte Podiumsdiskussion untermauerte dies unter der gekonnten Moderation Johan Schloemanns aus unterschiedlichsten Perspektiven – vom Erbe des Theaters als Aushandlungsort gesellschaftlicher Themen und Konflikte (Sybille Meier) über die immerwährende Herausforderung, archäologische Funde wie Mythen stets neu zu deuten und sich dabei auch der Zeitgebundenheit vergangener Rezeptionen bewusst zu werden (Annegret Klünker, Lisa Cordes, Cosima Felgentreu) bis hin zur Frage des Umgangs aktueller Bildungspolitik mit anspruchsvollen Unterrichtsgegenständen angesichts politisch gewünschter Noteninflation (Sebastian Claudius Semler). Interessant war hier die Position des Bildungsforschers Olaf Köller, der lapidar meinte, wenn eine Bildungselite diese altsprachlichen Inhalte für ihre Kinder haben wolle, so habe sie als Steuerzahler auch das gute Recht, dass dies angeboten werde, während Lisa Cordes, Latinistik-Professorin an der HU, und Annegret Klünker, Archäologin und Museumskuratorin, die die Alten Sprachen nicht an der Schule hatte, sondern sie für ihr Studium an der Uni lernen musste, betonten, dass diese horizonterweiternden und zur wahren Teilhabe an unserer Kulturgemeinschaft befähigenden Fächer gerade auch denjenigen Kindern zur Verfügung gestellt werden sollten, die nicht über ihre Eltern den Zugang dazu bereits erhielten.
Einen bedenkenswerten Aspekt brachte in der Diskussion der Hinweis Hans-Joachim Gehrkes, dass diese Kenntnisse auch bei Diplomaten eine zentrale Rolle spielen (sollten!) – nicht ohne Grund untersteht das DAI dem Auswärtigen Amt -, da viele Anrainerstaaten des Mittel- und Schwarzen Meeres dazu neigen, die Deutung archäologischer Funde zur Legitimation ihrer Herrschaftsideologie zu nutzen – und nur die Kenntnis und das Verstehen der Originalsprachen der Texte und Inschriften ermögliche es, diese oft äußerst originellen Interpretationsnarrative zu entzaubern.
Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung durch zwei Abiturienten aus dem Freiburger Raum (beide Latein-LK, einer auch Griechisch!), Benjamin Barth und Theo Behrends, Absolventen des Kollegs St. Sebastian, Stegen, die sogar das Seikilos-Lied, das älteste vollständig überlieferte griechische Musikstück, eigens für diese Veranstaltung adaptiert hatten und uns mit ihrer Musikalität und ihren Erläuterungen beeindruckten und verzauberten! Die ausgewählten Instrumente – Geige, ein in Athen erstandenes Zupfinstrument und eine schwedische Nyckelharpa – verliehen den festlichen Klängen einen ganz besonderen Reiz.
Durch die großartige Kooperation mit der Antikensammlung, unser besonderer Dank gilt hier Herrn Maischberger und Frau Wieczorek, konnten wir am Samstagnachmittag neben wunderbaren Museumsführungen im Alten Museum und in der Sonderausstellung der Bronzen von San Casciano in der James-Simon-Galerie (inklusive der religionsgeschichtlich spannenden Blitzeinschlagsbestattung) im Auditorium derselben eine beeindruckende szenische Lesung des ersten Buches der Ilias unter der Regie von Georg Rootering erleben, für dessen unermüdlichen Einsatz für dieses Projekt wir hier ganz besonders danken möchten, – mit einer sehr beeindruckenden Leistung der Schauspieler Silvia-Maria Jung und Dimitri Stapfer, gerade auch bei den Beziehungsdarstellungen innerhalb der Götterfamilie(n)!
Damit hatten sie zwei Tage zuvor, bei der Aufführung für Berliner Latein- und Griechisch-Kurse, bereits die Schülerinnen und Schüler (wie ihre Lehrkräfte) in Begeisterung versetzt – und umgekehrt: Die Schauspieler waren sehr beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und den Nachfragen der Schülerinnen und Schüler der Alten Sprachen, das sei bei Theaterausführungen vor Schülern durchaus nicht selbstverständlich…
Eine besondere Freude war es für uns, dass wir das 100jährige DAV-Jubiläum mit der Ehrung unseres ehemaligen Vorsitzenden Bernhard Zimmermann zu seinem 70. Geburtstag und der Übergabe der Festschrift kombinieren konnten! Danke, lieber Bernhard, für Deinen unermüdlichen Einsatz für unsere Fächer und unseren Verband!
Abgerundet wurden beide Abende mit lebhaftem Austausch bei Getränken und Häppchen in fröhlicher Atmosphäre, so dass wir als DAV gestärkt in die nächsten 100 Jahre des Einsatzes für Griechisch und Latein für die kommenden Generationen eintreten!
Und wir freuen uns bereits auf das Wiedersehen in Frankfurt zu unserem nächsten DAV-Kongress (7.-11. April 2026) unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Hessen, Boris Rhein, mit der Humanismus-Preis-Verleihung an Dame Winifred Mary Beard, DBE, FSA, FBA, Professor of Classics an der University of Cambridge am Eröffnungsabend, die Laudatio wird Llewelyn Morgan, Professor of Classical Languages and Literature and Chair of the Classics Faculty Board der University of Oxford, halten, und mit unserem Kongressmotto:
Aus der Antike lernen für die Demokratie von heute und morgen: exempla et errores
Das Einladungsprogramm findet Ihr / finden Sie in der nächsten Ausgabe des Forum Classicum!
Auf Wiedersehen in Frankfurt und bis dahin anregende Unterrichtsgespräche mit Ihren/ Euren Schülern und Studierenden!
wünscht
Euer DAV-Bundesvorstand
Katja Sommer, Stefan Faller, Stefan Freund
Denken Sie auch an die Teilnahme an unseren Wettbewerben:
Ad astra und DAV-Preis für Fachdidaktische Forschung
Und hier weitere Meldungen aus den Landesverbänden:
14. Thementag der Latinistik in Mainz
Am Samstag, den 24. Januar 2026 findet an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz der 14. Thementag der Latinistik statt. Organisiert wird die Veranstaltung von Univ.-Prof. Dr. Christine Walde, Dr. Patrick Schollmeyer, Dr. des. Matthias Heinemann, Gabryel Greco, M. Ed. sowie den Studierenden des Hauptseminars Roma varia.
Unter dem Titel „Roma varia – Ein Mosaik der Lebensformen und Kulturen“ widmet sich der Thementag der Vielfalt römischer Lebenswelten und kultureller Ausdrucksformen.
Die Veranstaltung wird in hybrider Form durchgeführt.
Weitere Informationen finden sich unter https://iaw.uni-mainz.de/thementage/
Zur Anmeldung wenden Sie sich bitte an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Landesverband Baden-Württemberg
Aus Baden-Württemberg gibt es einen bunten Reigen runder Geburtstage zu vermelden:
Zum Ersten wurde Prof. Dr. Bernhard Zimmermann Anfang Oktober 70 Jahre alt. Zwischen 2011 und 2015 war er Vorsitzender des Deutschen Altphilologenvebands, seit 2015 ist er Ehrenvorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg. Im Vorgriff auf dieses Ereignis wurden die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen des DAV in Berlin mit einer kleinen Feierstunde zu seinen Ehren beendet.
Zum Zweiten feiert der Althistoriker Prof. Dr. Hans-Joachim Gehrke Ende Oktober seinen 80. Geburtstag. Am 30. Oktober wird es aus diesem Anlass ein Festkolloquium unter dem Motto Konflikt, Bildung und Gesellschaft geben. Die genauen Daten sind wie folgt:
Zeit: Donnerstag, 30. Oktober 2025, 14:15 Uhr bis ca. 18:00 Uhr
Ort: Universität Freiburg i.Br., Aula im Kollegiengebäude I, 1. OG, Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.humanismus-heute.uni-freiburg.de/events/festkolloquium2025
Zum Dritten hat Prof. Dr. Eckard Lefèvre Anfang September seinen 90. Geburtstag gefeiert. Er war von 1981 bis 1985 Bundesvorsitzender des DAV.
Der Landesverband Baden-Württemberg gratuliert allen Jubilaren herzlich!
Weiterhin sei auf die folgenden Veranstaltungen hingewiesen:
a) Schülerworkshop: Beyond – Behind – Below? Hades- und Jenseitsvorstellungen im antiken Griechenland
Zeit: 29. November 2025, 10:00-15:30 Uhr
Ort: Universität Tübingen, Philologisches Seminar, Hegelbau, EG, Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen.
Anmeldung: Bis zum 14.11.2025 an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Informationen zum Workshop unter https://www.humanismus-heute.uni-freiburg.de/events/Hades2025
b) SAVE THE DATE:ABITUR-Workshop Latein / Griechisch
Zeit: 07. März 2026, 09:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Ort: Tübingen,
Weitere Informationen (auch zur Anmeldung) werden baldmöglichst bekannt gegeben unter https://www.humanismus-heute.uni-freiburg.de/events/abiworkshop2026.html
Flyer Omnibus bei Druckerei Bögl bestellbar
Auch der neugestaltete Flyer „Omnibus“ für die Informationsabende kann wieder kostenlos bei der Druckerei Bögl bestellt werden, lediglich das Porto muss im Vorfeld bezahlt werden.
Es reicht eine E-Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Vortrag in Hannover zum Zentralabiturthema Latein
Der Niedersächsische Altphilologenverband lädt ein zum Vortrag über das aktuelle Zentralabiturthema des Faches Latein am Montag, 24. November 2025, um 12:00 Uhr in der Aula der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover, Langensalzastraße 24.
Vergil, Aeneis Imperium sine fine dedi - Ist Rom eine ewige Stadt? (Prof. Dr. Thomas Baier, Universität Würzburg)
Iupiters berühmte Prophezeiung aus dem ersten Buch verkündet einen Anspruch, der bis heute in der Formel vom 'ewigen Rom' fortlebt. Doch wie stellte sich Vergil diese ewige Herrschaft vor? Welches Antlitz sollte die neue Zeit haben? Der Vortrag gibt darauf Antworten mit einschlägigen Stellen aus der Aeneis.
Wir freuen uns über zahlreiche Teilnahmen einzeln oder in Gruppen!
Christian Löhr (der Vorsitzende)
Anschrift: Wilhelm-Raabe-Schule Hannover, Langensalzastr. 24, 30169 Hannover
Wir bitten um Mitteilung an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bis zum 21. November 2025, mit wie vielen Personen Sie teilnehmen werden.
Internationale Konferenz der Frontinus Gesellschaft im Oktober 2026
Anlässlich ihres 50jährigen Bestehens findet im Oktober 2026 die International Conference oft the Frontinus Society on the History of Water Management and Hydraulic Engineering unter dem Motto „Water at the Hiberian Peninsula” in Segovia und Chaves statt.
Nähere Informationen finden Sie hier: https://www.frontinus.de/pages/en/events.php
Zwei Fremdsprachen in Klasse 11 sind weiterhin ein Muss im heutigen Europa!
Gemeinsame Erklärung der Fachverbände • Fachverband Moderne Fremdsprachen in Niedersachsen • Niedersächsischer Altphilologenverband
Am 27. Juni 2025 hat das Niedersächsische Kultusministerium die schulfachlichen Eckpunkte zur Neugestaltung der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe mit der Versendung an alle Gymnasien und Gesamtschulen veröffentlicht. Die in diesem Eckpunktepapier geplante Stundentafel sieht unter den verpflichtend zu belegenden Fächern - „Pflichtbereich“ mit 14 und „Wahlpflichtbereich I“ mit 10 Wochenstunden - nur eine fortgeführte Fremdsprache vor. Hier wird Englisch dominieren, weil die Schulen die in Jahrgang 11 belegte Fremdsprache auch für die Jahrgänge 12 und 13 garantieren müssen. Somit ist sehr ernsthaft zu befürchten, dass an den allermeisten niedersächsischen Gymnasien in der Sekundarstufe II Französisch, Latein und Spanisch aus schulorganisatorischen Gründen nicht mehr als fortgeführte Fremdsprache angeboten werden könnte. Im Wahlbereich I wäre eine Fremdsprache gar nicht wählbar – das vom Kultusministerium traditionell als sprachlich-literarisch-künstlerisch definierte Aufgabenfeld A wird im Eckpunktepapier auf die Fächer Musik, Kunst, Darstellendes Spiel reduziert. Die Belegung einer zweiten Fremdsprache in der Sekundarstufe II wäre nur noch im Wahlpflichtbereich II möglich. Da Niedersachsen plant, die Zahl der Pflichtfächer zu reduzieren, würden die zweiten Fremdsprachen künftig nur noch im optionalen Bereich rangieren und eine dritte wäre nicht mehr vorgesehen. In der derzeitigen Verordnung haben zwei Fremdsprachen generell den Rang von Hauptfächern des Pflichtbereiches. Eine dritte Fremdsprache kann entsprechend der Anwahlzahlen an den Schulen neu begonnen oder fortgeführt werden. Derzeit ist die Fortführung ihrer zweiten Fremdsprache in Jahrgang 11 den Schülern garantiert (gemäß VO-GO 8.3.1). Nach den neuen Planungen könnten aber die zweiten Fremdsprachen nur dann fortgeführt werden, wenn die Anwahlzahlen und das schulische Angebot dies ermöglichen. Eine Schwerpunktsetzung im sprachlichen Bereich ist im Eckpunktepapier gar nicht mehr vorgesehen – im Widerspruch auch zum betonten Anspruch, die geplante Neuordnung orientiere sich „an den Bedarfen der Schülerinnen und Schüler“, um ihnen „Flexibilität und Wahlmöglichkeiten“ zu ermöglichen, was auch für sprachlich Interessierte gelten muss. Lediglich Schüler, die in der Mittelstufe keine zweite Fremdsprache erlernt haben und sie daher vierstündig als Abiturvoraussetzung benötigen, könnten diese neu beginnend erlernen. Im Wahlbereich II wären für Fremdsprachen maximal 3 bzw. 4 Wochenstunden vorgesehen. Das benachteiligt alle Lernenden, die z.B. aufbauend auf Spanisch/Französisch als dritte Fremdsprache zusätzlich Latein anwählen möchten, oder andersherum auf der Basis von Latein eine moderne Fremdsprache erlernen wollen, die oft als Studienvoraussetzung verlangt wird. Die Fremdsprachen sind somit in der Entwurfsfassung gegenüber den anderen Fächern sehr massiv benachteiligt.
Zwei Fremdsprachen in Klasse 11 sind weiterhin ein Muss im heutigen Europa! Wir stellen fest: In einer zukünftigen Stundentafel für den Jahrgang 11 müssen die weiteren (zweite und mögliche dritte) Fremdsprachen notwendigerweise mit bis zu 6 bzw. 7 Wochenstunden (wenn eine davon neu begonnen wird) rechtsverbindlich verankert sein. Die Möglichkeit zur Belegung zweier weiterer Fremdsprachen ist auch erforderlich, um z.B. die durch die Kultusministerkonferenz geregelten Abschlüsse „Latinum“ und „Graecum“ erwerben zu können. Vergleichbares gilt für die GER Niveaustufen in den modernen Fremdsprachen. Die von der Kultusministerkonferenz verabschiedete „Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung“ formuliert als Mindeststandard unter Punkt 7.3, dass in der Einführungsphase grundsätzlich zwei Fremdsprachen zu belegen sind. Als Ausnahme ist lediglich formuliert, dass eine weitere Fremdsprache entfallen kann, wenn man vor Eintritt in die gymnasiale Oberstufe eine zweite Fremdsprache mindestens vier Jahre erlernt hat. Die niedersächsischen Planungen sehen nun vor, die bei der KMK als Ausnahme formulierte Variante, mit nur einer Fremdsprache die Sekundarstufe II zu durchlaufen, zum Regelfall zu erklären. Niedersächsische Schüler würden mit dieser Neufassung in ihrer Studierfähigkeit stark benachteiligt: in ihren Möglichkeiten zum Studium im europäischen Ausland, der Rezeption fremdsprachiger Forschungsansätze und in der Entwicklung ihrer bildungssprachlichen Kompetenzen.
gez. Dr. Solveig Malatrait
gez. Christian Löhr
Presseschau
Verehrte Leserinnen und Leser,
auch nach den Feierlichkeiten zum einhundertjährigen Bestehen des Deutschen Altphilologenverbandes dürfte wahrscheinlich eine ähnlich sortierte Öffentlichkeit auf unser Tun, unser Denken und unsere Äußerungen blicken wie in der Zeit davor, und es wird weiterhin günstiger Zufälle wie auch selbstverständlich unserer gemeinsamen Anstrengungen nicht nur für den primären Zweck bedürfen, sowohl die Klassischen Sprachen als auch unseren Fachverband im gesellschaftlichen und journalistischen Bewusstsein zu halten, sondern vor allem auch für das Ziel, hartnäckige Stereotype und Vorurteile aufzuschmelzen, welche von Kreisen, die auf den Bildungsdiskurs Einfluss nehmen, seit Jahrzehnten, zum Teil gar seit Generationen, mit einem gewissen Automatismus bemüht werden. Eine flexible innerfachliche Koordination existiert dank guter Vernetzung über den Deutschen Altphilologenverband sowie über die regionalen Kontakte auf jeden Fall, so dass wir tendentiell darauf vertrauen können, den Wert der Beschäftigung mit lateinischen und griechischen Originaltexten wie auch mit den Sprachen an sich für die Allgemeinheit ebenso greifbar wie begreiflich zu machen. Bleiben wir einfach dran.
Wir wünschen Ihnen für den Herbst viel Schwung und Erfolg.
In den letzten Monaten gab es wiederum Beiträge aus folgenden Bereichen:
- Die Klassischen Sprachen als Lerngegenstand
- Die Gegenwart von Antike, Mittelalter und Neuzeit
- Neues aus den benachbarten Altertumswissenschaften
Zum Themenbereich 1.
Der Bestand der Altsprachlichen Gymnasien
Angesichts der hohen Wellen, welche die Profiländerung des bislang verbindlich altsprachlichen Görres-Gymnasiums in Koblenz geschlagen hat (man erinnere sich an die jüngst durchgeführte diesbezügliche Online-Petition), widmete sich SWR Kultur am Mittag der Frage nach den Anmeldezahlen und der Zukunft rein humanistischer Gymnasien. Mit der dieses Radioprogramm positiv kennzeichnenden Gründlichkeit ging die Redaktion, unterfüttert durch O-Töne nicht nur aus Koblenz, verschiedenen Teilfragen auf dem Problemfeld nach und ließ auch hinsichtlich des gymnasialen Auftrags immerhin den Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung deutlich werden.
SWR Kultur
Tote Sprachen im Schulalltag
Altsprachliche Gymnasien: Sind Latein oder Altgriechisch noch zeitgemäß?
Ähnlich zur Grundsatzdiskussion:
Sonntagsblatt
Kommentar Debatte um Latein
Pro und Contra: Brauchen wir heute noch Lateinunterricht?
Link: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/debatte/pro-und-contra-brauchen-wir-heute-noch-lateinunterricht
Zum Ursprung der humanistischen Gymnasien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
Vor einiger Zeit (im DAV-Newsletter Nr.37) haben wir auf die durch Kai Brodersen erstellte Neuausgabe von Luthers 1524 ergangenem Aufruf an die Ratsherren der Städte hingewiesen, Schulen zu gründen, an denen Alte Sprachen gelehrt werden.
Das erste bis heute durchgängig bestehende Gymnasium, welches nach dem für solche Schulen durch Melanchthon entwickelten Lehrplan konzipiert und – unter Beratung durch den PRAECEPTOR GERMANIAE – nach einer Art Probelauf schließlich 1526 auf Dauer ins Leben gerufen wurde, ist das Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg. Der Wittenberger Professor konnte zwar nicht für die Leitung der Schule gewonnen werden, aber der mit ihm bekannte Universalgelehrte Joachim Camerarius übernahm dieses Amt. Die Stadt Nürnberg und die Schule setzen bereits in diesem Jahr einige Informationsmarker, um auf das Jubiläum zum 500. Jahrestag seiner Gründung im ehemaligen Kloster St. Egidien 1526 aufmerksam zu machen. Daher könnten 2026 noch Meldungen dazu folgen.
tz
1526 eröffnet: Das älteste Gymnasium Deutschlands befindet sich in Bayern
Link: https://www.tz.de/bayern/aelteste-gymnasium-deutschlands-befindet-sich-in-bayern-das-93921188.html
Humanistische Gymnasien mit altsprachlicher Leitung
Grundsätzlich können Führungskräfte an humanistischen Gymnasien, die selbst Latein oder Griechisch unterrichten, bei der Elterninformation wie auch beim Vertreten des Alleinstellungsmerkmals gegenüber dem Kollegium aus dem Vollen schöpfen. Für Fachfremde ist das schon schwieriger, und ohne Überzeugung oder Zugänge zum Metier bleiben sie Außenstehende gegenüber dem Kerngeschäft.
In Rottweil gab es eine günstige Wiederbesetzung auf der Stellvertreterposition. Es sind sogar beide klassischen Sprachen vertreten. Wegen seiner Beispielhaftigkeit sei ein Fall hier in die Reihe der Meldungen aufgenommen.
Neue Rottweiler Zeitung
Stabübergabe am AMG – Schulleitung wieder komplett
Link: https://www.nrwz.de/rottweil/stabuebergabe-am-amg-schulleitung-wieder-komplett-528039.html
Außergewöhnliche Schülerleistung zu einem Humanisten prämiert
In gewissen Abständen lesen wir in den Medien von erreichten Spitzenrängen bei Wettbewerben in den Sprachen Latein und Griechisch. Sie zeugen in der Regel von hoher Anstrengung, herausragendem Können und besonderem Interesse oder überdurchschnittlicher Begabung der Preisträgerinnen und Preisträger. Dass neben Ausschreibungen des in Rede stehenden Typs mit begrenzter Dauer der Bearbeitung der ausgeschriebenen Aufgabe auch Schulprojekte neben dem Regelunterricht mit erweitertem Zeit- und Inhaltshorizont und ohne Deputatsanbindung zu hochbrillanten Ergebnissen führen können, ist selten, aber möglich. Wenn die bearbeiteten Texte auch noch dem Corpus der neulateinischen Literatur entstammen, freut sich die Fachwelt besonders.
Kürzlich wurden die Ergebnisse eines zweiphasigen Projektes zu besonderen Texten des Humanisten Johannes Reuchlin in Anwesenheit des DAV-Ehrenvorsitzenden OStD i.R. Hartmut Loos sowie des Vorstandsmitgliedes AOR Dr. Stefan Faller mit dem kleinen Reuchlinpreis ausgezeichnet. Neben Betrachtungen zur Vita des ersten großen Hebraisten christlichen Glaubens nördlich der Alpen wurden vor allem die Neuübersetzung des Widmungsbriefes zu Reuchlins epochemachender Hebräischgrammatik sowie die allererste Übersetzung seines im Jahre 1502 in der Pestquarantäne des Klosters Denkendorf verfassten Predigthandbuches aus dem Lateinischen ins Deutsche durch die Projektmitglieder – zur Zeit der Erstellung der Arbeiten Schülerinnen und Schüler des Reuchlin-Gymnasiums Pforzheim – gewürdigt. Die in den Medien genannte Bearbeitungsdauer ist ein wenig übertrieben, aber das ist am Ende eine Petitesse, wenn der Rest im Wesentlichen zutrifft.
SWR Kultur - Impuls
Latein-Projekt: Pforzheimer Schüler entschlüsseln Reuchlin-Text
18.06.2025
Badische Neueste Nachrichten / Pforzheimer Kurier
Kleiner Reuchlinpreis
Pforzheimer Schüler schaffen Erstübersetzung von Reuchlin-Text
Link: https://bnn.de/pforzheim/pforzheim-stadt/schuelergruppe-leistet-mit-ubersetzung-pionierarbeit, https://mastodontech.de/@RomAthen/115100450454810676
Den Kabarettisten Björn Puscha kennen manche bereits.
Man kann bei ihm sogar Vormittage zu Latein für die eigene Schule buchen:
OberpfalzECHO
BUNTES
Latein mal anders: Kabarettist begeistert Gymnasiasten
Link: https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/latein-mal-anders-kabarettist-begeistert-gymnasiasten
„Magister Kupfer“:
In Braunfels/Hessen wird jeden Sommer eine Woche lateinisch gesprochen.
Magister Kupfer – wie er sich nennt – gibt (als TikToker) einen kurzen Einblick:
Link: https://www.youtube.com/shorts/9JxlLYFQf_c
Die Bundesbildungsministerin Karin Prien hält viel von Latein
RomAthen auf Mastodon
Beim Tag der Offenen Tür des Bundesbildungsministeriums bezeichnete unsere neue Bundesbildungsminsterin Karin Prien sich als ein großer Fan von Latein - nicht nur habe es ihr persönlich viel gebracht, auch ihre Kinder habe sie ganz bewusst auf ein humanistisches Gymnasium geschickt! Und das habe nicht nur mit Sprachbildung zu tun.
Link: https://mastodontech.de/@RomAthen/115100450454810676
Ein multiprofessioneller altphilologischer Lehrer: Kantor Dr. Jan-Piet Knijff
Natürlich macht er Musik – aber nicht nur. Am Ende des Eintrages stehen die Fächer…
Link: https://www.schramberg-evangelisch.de/kirchenmusik/unser-kantor
Zum Themenbereich 2.
Nachruf auf Prof. em. Dr. Wilfried Stroh
Das Wecken von Begeisterung für gesprochene und damit lebendige Klassische Sprachen – insbesondere fürs Latein – war für viele aus unserer Fachwelt untrennbar mit dem Namen des Valahfridus Stroh bzw. des Herrn Prof. Dr. Wilfried Stroh verbunden. Alle, die ihn auch nur einmal „eo vivo“ erlebt hatten und seinen lateinischen Ausführungen gefolgt waren, konnten seine unnachahmliche Art nicht mehr vergessen. Dass er mit Jan Novák (Würdigung des Komponisten s. DAV-Newsletter Nr. 39) zusammenarbeitete, nimmt angesichts seines Ansatzes, gerade das Klangliche an der Sprache sowohl prosodisch als auch in Vertonungen von Dichtung als wichtigen Aspekt zu betrachten, nicht wunder.
Prof. Stroh starb am 15. Juli 85-jährig. Die Erinnerung an ihn wird lebendig bleiben.
Zwei Nachrufe auf ihn seien hier ausgewählt:
LMU München
Nachruf für Prof. Dr. Wilfried Stroh
Link: https://www.klassphil.uni-muenchen.de/aktuelles/nachruf-prof-stroh/index.html
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
Nachruf auf Professor Wilfried Stroh: Von einem, der Latein lebendig machte
Boethius: Trost in der Philosophie
Deutschlandfunk Nova
Trost für die Seele
Philosophie als Medizin
Link: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/trost-fuer-die-seele-philosophie-als-medizin
JEDEM SEINE EIGENE STOA?
Es ist einerseits bemerkenswert, wie marktgängig Versatzstücke aus der Stoa im aktuellen Leben westlicher Gesellschaften und hier nicht zuletzt in Führungszirkeln des Business umhervagabundieren. Sind sie doch in der gefälligen Darreichungsform eingängiger Slogans und griffiger Schlagworte in allererster Linie für das Heer der US-amerikanischen Motivationstrainer nur allzu beglückend, wenn auch beispielsweise ein tragfähiges Verständnis von virtus, gar von Eudaimonie, einem unerschütterlichen Halbwissen im Wege stehen mag. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass in der Welt der in den USA en masse abgesetzten Bücher, welche sich auf die Stoa berufen, mehrfach von Ataraxía die Rede ist. Der feine Unterschied zur Apátheia ficht die Fans tougher Seelengröße neuer „stoischer“ Prägung nicht wirklich an, auch nicht die Autorin der deutschprachigen Blog-Website, welche darüber kritisch (unter anderem auch und hier durchaus richtig mit dem Triggerword Aneignung) berichtet.
Andererseits findet in Trier die Ausstellung zu Person, Leben und Werk Marc Aurels statt. In diesem Falle darf man auf sehr gute Recherche, fachliche Fundiertheit und korrekte Vermittlung der Inhalte – auch die der Stoa – vertrauen. Tempta et experire!
Stoa light – flott serviert
54 BOOKS
Die römischen Kaiser von LinkedIn – das Elend der zeitgenössichen Begeisterung für die Stoa
Die Ausstellung zu Marc Aurel in Trier
Im Abstand einiger Jahre präsentieren die zentralen Museen der Stadt Trier, allen voran das Rheinische Landesmuseum, hervorragend kuratierte Highlights zu Kaisern beziehungsweise besonderen Phasen im Entwicklungsverlauf des Römischen Reiches. Bis zum 23. November ist die diesjährige Ausstellung zu Kaiser Marc Aurel zu sehen (Rheinisches Landesmuseum und Simeonstift).
SWR
Marc Aurel - Landesausstellung in Trier hat ihre Pforten geöffnet
RBB
Geschichte
Gutes Regieren in der Antike: Marc Aurel
DIE ZEIT
Ausstellung zu Marc Aurel
Der Philosoph im Krieg
Marc Aurel ist als Guru der Gelassenheit seit Langem populär. Eine spektakuläre Ausstellung in Trier holt den römischen Kaiser jetzt auch politisch in die Gegenwart
Link: https://www.zeit.de/2025/26/ausstellung-marc-aurel-trier-philosophie-roemisches-reich
Katalog:
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier (Hg.):
Marc Aurel. Kaiser, Feldherr, Philosoph,
Theiss in der Verlag Herder GmbH,
Freiburg 12025.
400 Seiten; gebunden
ISBN: 978-3-534-61047-1
Bestellnummer: P3610474
Preis: € 40,00
HINWEIS:
Die Ausstellung zu Marc Aurel währt bis zum 23. November, diejenige zu Caesar & Kleopatra (Speyer) bis zum 26. Oktober.
WEITERE BUCHEMPFEHLUNGEN
Translatio in linguam Latinam
Das Latein der frühen Neuzeit findet dankenswerterweise zumindest im universitären Bereich mehr Beachtung als vor der Jahrtausendwende, und die Didaktik ist bemüht, an Schulen neben den kanonischen Klassikern auch einzelne Schriften aus der Fülle der altsprachlichen Schriften der Nachantike zum Unterrichtsgegenstand zu machen. Auch wir haben in letzter Zeit von der erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber der Literatur aus Mittelalter, Renaissance und fortgeschrittener Neuzeit berichtet (vgl. den Beitrag zu Reuchlin im Themenbereich 1). Schreiben in gutem Latein war zwar in der frühen Renaissance auch aus Gründen der imitatio und der aemulatio gegenüber der Antike vielen Gelehrten ein Anliegen. Aber gerade im geistigen und sprachlichen Umfeld der Humanisten, das noch durch die frühen Stadien meist nicht ausgereifter beziehungsweise nicht standardisierter Nationalsprachen geprägt war, konnten sowohl elaborierte Literatur als auch sonstige Schriften nur dann international gelesen, verstanden und ihrerseits durch Vorgänge der allgemeinen Rezeption bekannt werden, wenn sie auf Latein verfasst waren.
Ein besonders eingängiges Beispiel dafür ist das Narrenschiff von Sebastian Brant,
dessen Original der Autor in frühneuhochdeutscher Sprache schrieb, das jedoch ins Lateinische zu übertragen er aufgrund seiner Amtsgeschäfte seinem Schüler Jakob Locher überließ (Stultifera Navis). Der europaweite und durchschlagende Erfolg des Werkes geht eindeutig auf die lateinische Übersetzung zurück, welche ihrerseits Übersetzungen in weitere frühe Nationalsprachen ermöglichte und nach sich zog. -
Der Praxis des Übersetzens wichtiger Texte ins Lateinische geht das DFG-Projekt VERSIO LATINA (Schwerpunkt Universität Tübingen) nach, in dessen Rahmen bereits Tagungen und Veröffentlichungen stattgefunden haben. Das neueste Druckwerk mit Früchten dieser wichtigen Arbeit ist gerade erschienen. Sogar zur Stultifera Navis ist ein Aufsatz im Buch enthalten:
Julia HEIDEKLANG / Jan SHAVRIN / Anja WOLKENHAUER (Hg.):
In die falsche Richtung? Studien zu neuzeitlichen Übersetzungen ins Lateinische,
= Übersetzungskulturen der frühen Neuzeit Bd. 10,
Heidelberg (Springer/Metzler) 2025.
ISBN 978-3-662-71230-6
Preis: € 40,00
Zum Buch: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-71231-3
Und wieder: Θάλαττα! θάλαττα!
Beschlagen geschrieben – gut zu lesen
Das nachfolgend vorgestellte Buch kam zwar schon 2024 auf den Markt, soll aber hier nicht unerwähnt bleiben. Denn es erklärt das Denken der Griechen und Römer hinsichtlich Meer und Seefahrt in vielen wichtigen Zusammenhängen. Das hier vom Althistoriker Raimund Schulz sehr flüssig und immer wieder erhellend vermittelte Wissen ist für Schulleute im Grunde unverzichtbar.
SCHULZ, Raimund:
Die Antike und das Meer.
Von Händlern, Söldnern und Piraten,
Freiburg (Theiss in der Verlag Herder GmbH) 12024.
Gebunden; 224 Seiten; über 100 Abb. u. Karten
ISBN: 978-3-534-61014-3
Bestellnr.: P 3610144
Preis: € 40,00
GEBURTSTAGE
Der bekannte schweizerische Übersetzer zentraler griechischer und lateinischer Texte Kurt Steinmann ist im Juni 80 Jahre alt geworden. In den letzten Jahren trat er besonders hervor durch gelungene Neuübersetzungen der Homerischen Epen. Der Deutsche Altphilologenverband gratuliert ihm und wünscht ihm allzeit beste Gesundheit. Er schreibt weiter.
Seinen 70. Geburtstag hat Anfang dieses Monats der erst kürzlich emeritierte Freiburger Altphilologe und ehemalige DAV-Vorsitzende Prof. Dr. Bernhard Zimmermann gefeiert. Ein Schwerpunkt seiner zahlreichen Forschungen liegt im Bereich des griechischen Dramas. Im Rahmen der 100-Jahr-Feier des Deutschen Altphilologenverbandes Ende September in Berlin wurde für ihn eine Festschrift herausgegeben. Auch er arbeitet weiter; und auch ihm gratuliert der Deutsche Altphilologenverband und wünscht ihm weiterhin die beste Gesundheit.
Optamus ambobus: Ad multos annos!
Sagenhaft
Unser Kollege und Fachberater Reinhard Bode führt uns – nur teilweise bukolisch – durch die reiche Bedeutungsfülle des Ziegenmotivs im griechischen Mythos. Es ist erstaunlich, in welcher Häufigkeit und Varianz die Ziege bei näherem Hinsehen dort präsent ist.
SWR Kultur
Die Gemecker sind verschieden: die Ziege
Sonntagsfeuilleton mit Stefanie Junker
Interview mit Reinhard Bode
Das ist nicht der einzige Zugang; - ARD-Mediathek:
https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:section:f019e0f4d71dd91c/
Überblick über die Sendung
„Das bessere Griechisch“ -
Projekt an der Universität Innsbruck: Antikes Griechisch für Tagebücher im 19. Jahrhundert, entdeckt in Weimar
UNIVERSITÄT INNSBRUCK
Forscher und Fälscher: Lebenszeugnisse auf Altgriechisch
Link: https://www.uibk.ac.at/de/newsroom/2025/forscher-und-falscher-lebenszeugnisse-auf-altgriechisch/
Lateinischer Monatsrückblick
Nuntii Latini
Link: https://www.bremenzwei.de/themen/latein-nachrichten-rueckblick-september-106.html
Zum Themenbereich 3.
Der Golf von Neapel bleibt im Gespräch:
Das Magazin GEO hat im Sommer eine Serie von Artikeln zu Pompeji aufgelegt.
Einer davon berichtet vom Hausen in den Ruinen bald nach dem Untergang 79 n. Chr.
GEO
NEUE FORSCHUNGEN
Doch nicht verlassen: Pompeji wurde nach der Katastrophe wiederbesiedelt
Die Campi Flegrei
Schon länger ist die Erde unruhig an der Nordwestflanke des Golfs von Neapel über der in ca. vier bis fünf Kilometern Tiefe liegenden und damit sehr oberflächennahen Magmakammer. Die seit den letzten Jahren verstärkte bradyseismische Hebung des Raums um Pozzuoli (lateinisch Puteoli) ist für die Einwohner und ihre Häuser eine massive Belastung. Bereits seit mehreren Jahren kann man die auf schulischen und universitären Exkursionen gern angesteuerte Solfatara nicht mehr betreten, auch der angrenzende Campingplatz ist gesperrt. Die Beobachtungen und Aufzeichnungen des wissenschaftlichen Personals an den seismologischen und vulkanologischen Observatorien vor Ort erfahren in den Medien zunehmende Aufmerksamkeit. Es ist bislang unklar, ob das starke Pumpen der Magmakammer ein Anzeichen für den baldigen Ausbruch eines weiteren Vulkans in dieser alles andere als erloschenen Kraterlandschaft ist oder nicht. Die Entstehung des Monte Nuovo ist keine 500 Jahre her (1538).
SWR KULTUR
Das Wissen
Leben auf dem brodelnden Boden
Phlegräische Felder – Italiens schlafender Supervulkan erwacht
Seit 2023 melden sich die Phlegräischen Felder bei Neapel mit Bodenhebungen, Erdstößen und CO2-Emissionen zurück – mögliche Vorboten eines großen Vulkanausbruchs.
Ein Film über die Sicherungsgrabungen der Jahre direkt vor 2020
Es geht auch um Skelettfunde, welche DNA-Untersuchungen ermöglichen, damals noch unter Massimo Osanna.
ZDF neo (TERRA X)
„Der letzte Tag von Pompeji“ bei ZDFneo: Wiederholung der Dokumentation online und im TV
TERRA X 2020 | Die letzte Wiederholung: 12.10.2025
Hinweis: Nächste Wiederholung am 18.10.2025 um 10:30 Uhr
Link: https://www.spielfilm.de/news/95343/der-letzte-tag-von-pompeji-bei-zdfneo-wiederholung-der-dokumentation-online-und-im-tv
Video: https://www.zdf.de/play/dokus/terra-x-112/der-letzte-tag-von-pompeji-100?q=letzte+Tag+von+Pompeji
DAI - 150 Jahre Grabungen in Olympia
Deutsches Archäologisches Institut Athen
150 JAHRE DEUTSCHE OLYMPIAGRABUNG
(Festakt am 04.10.2025)
Link: https://www.dainst.org/athen/forschung/150-jahre-deutsche-olympiagrabung
SPEKTRUM
150 Jahre Olympia-Grabung
Dabeisein ist alles
Link (evtl. nicht für alle kostenfrei): https://www.spektrum.de/news/150-jahre-ausgrabungen-in-olympia-dabeisein-ist-alles/2249320
Etruskisch-römische Bronzen im Heilbad
Wir berichteten bereits: In San Casciano dei Bagni, einem Kurort in der Toscana, hatte man schon seit einiger Zeit ausgesprochen gut erhaltene Bronzefiguren aus dem Schlamm einer Heilquelle, von denen es in der Kleinstadt eine ganze Reihe gibt, ausgegraben. Dennoch erregte es besonderes Aufsehen, als man kürzlich unter einem trennenden großen Ziegel im Schlamm der gefassten Quelle weitere Bronzen fand, die oft das Leiden darstellten, für das Linderung erhofft wurde. Die an ihnen angebrachten zweiprachigen Inschriften – sowohl etruskisch als auch lateinisch – waren Teil der Sensation. Die Wissenschaft kann daraus möglicherweise neue Rückschlüsse auf das kaum rekonstruierbare und zu den vorindoeuropäischen Sprachen zählende Etruskische ableiten. Die Absorptiion der etruskischen Kultur durch die römische hat bekanntlich nicht viel übrig gelassen. Eine bruchlose Tradition des Kults an diesen Thermalquellen über etwa 700 Jahre hinweg stellte immerhin ein Kontinuum dar, welches anderswo so nicht dokumentiert ist.
Für Italien wurde 2024 zügig eine gut kuratierte Ausstellung zusammengestellt, deren Exponate bereits in diesem Jahr in Berlin zum ersten Mal außerhalb Italiens gezeigt werden können. Darunter befindet sich zum Beispiel auch ein Blitz, der gegen Ende des ersten Jahrhunderts in besagte Quelle fuhr und als Bronzedarstellung direkt bei den anderen Figuren apotropäisch vergraben wurde („fulmen condere“). Die in der James-Simon-Galerie gezeigte Ausstellung ist noch bis zum 09.11.2025 dort zu sehen. San Casciano baut für den künftigen Verbleib der Bronzen ein Museum.
Empfehlenswert:
Der Blog Das Erbe Roms von Dr. Stefan Nährlich
Beispielhaft im mehrfachen Wortsinn ist folgender Beitrag:
Die Bronzen von San Casciano dei Bagni
Link: https://naehrlich.de/daserberoms/2025/09/14/die-bronzen-von-san-casciano-dei-bagni/
Link zur Webpräsenz der James-Simon-Galerie: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/james-simon-galerie/ausstellungen/detail/die-bronzen-von-san-casciano-dei-bagni/
Aktuell:
Wem gehört das Katharinenkloster?
Neben Differenzen im Hinblick auf die interne Führung des Klosters hat vor allem das Urteil eines ägyptischen Gerichts in Verbindung mit Bestrebungen der Regierung des Landes zur Forcierung des Tourismus rund um den Mosesberg Besorgnis ausgelöst.
Deutschlandfunk
Machtkampf um Weltkulturerbe Katharinenkloster beendet
Link: https://www.deutschlandfunk.de/machtkampf-um-weltkulturerbe-katharinenkloster-beendet-102.html
Aufschlussreich hierzu auch:
agenzia fides
AFRIKA/ÄGYPTEN - Zahlreiche Bedenken: Das Katharinenkloster auf dem Berg Sinai geht in den Besitz des ägyptischen Staates über
Weitere Information:
DOMRADIO.DE
Gespräche um Lösung von Katharinenkloster-Konflikt haben begonnen
Gefälschter Brief des Abts im Umlauf
Link: https://www.domradio.de/artikel/gespraeche-um-loesung-von-katharinenkloster-konflikt-haben-begonnen
Ein neuer Abt ist inzwischen berufen. Zur Besitzfrage wird es rechtliche und diplomatische Aktivitäten zwischen Griechenland und Ägypten geben.
Erst zu Hause gesetzeswidrig aufbewahrt:
Ein neuer Hildesheimer Silberfund
ntv
Vermutlich 2000 Jahre alt
Sondengänger entdeckt römischen Silberschatz bei Hildesheim
Dies müssen wir noch nachholen:
tagesschau
Römischer Goldschatz in Luxemburg entdeckt
Link: https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/roemische-muenzen-luxemburg-100.html
Umweltbelastung im Römischen Reich/
Spuren im grönländischen Eis
Antike Schmutzfinken
Berliner Morgenpost
Rom beging schlimme Umweltsünden – „Sie waren gnadenlos“
Eine KI namens AENEAS
Der Standard
AI GOES ARCHEOLOGY
Wie ein neues KI-Modell von Deepmind die Epigrafik erobert
Das Programm Aeneas kann fragmentarische römische Inschriften ergänzen und schätzt besser als Fachleute, wo und wann die lateinischen Texte entstanden sind
Zusammenstellung und Kommentierung der Medienschau:
Karl Boyé


