von Karl Boyé

In den letzten Wochen fanden sich medial im Bereich der Sprachen Latein und Griechisch sowie ihrer Nachbarwissenschaften unter anderem folgende Themen:

  1. Die Klassischen Sprachen in europäischen Ländern,
  2. Geburtstage prominenter Persönlichkeiten im Kontext unserer Fächer,
  3. Prof. Dr. Stefan Rebenichs Blick auf das Antikenverständnis der Deutschen

Zum Themenbereich 1.

Latein und Griechisch in Frankreich:

Im Nachfolgeland der gallo-römischen Zivilisation gibt es wieder eine Initiative für die Klassischen Sprachen. Der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer macht sich seit einigen Monaten allgemein für die Sparte der Fremdsprachen stark, welche unter der Vorgängerin Najat Vallaud-Belkacem als Feld für die Privilegierten diskreditiert und stark dezimiert wurde. Das betrift den bilingualen Unterricht in den modernen Fremdsprachen ebenso wie den Unterricht in Latein und Griechisch. Blanquer nennt als Argument für die Klassischen Sprachen unter anderem „Vorteile...für Schüler aus prekären Verhältnissen“. Allerdings hat die Fachwelt einen Mangel an Nachwuchslehrkräften ausgemacht:

 

Die Tagespost

In Frankreich soll wieder mehr Latein und Griechisch unterrichtet werden

Zurück zur humanistischen Bildung. Entgegen aktuellen Trends an Universitäten kündigte der französische Bildungsminister an, Latein und Altgriechisch an den Oberschulen neu zu beleben. Alte Sprachen lehren Denken.

Link: https://www.die-tagespost.de/politik/in-frankreich-soll-wieder-mehr-latein-und-griechisch-unterrichtet-werden-art-224002


Die Klassischen Sprachen in Rumänien (Siebenbürgen):

Der rumänische Fachmann für Klassische Philologie Florin George Călian aus Sibiu (Hermannstadt) äußert sich in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumanien zu seinen Fächern, darunter auch zu den Exaltiertheiten im Zuge der Trends, die eigenen Fächer wegen unterstellter umfassender Diskriminierung aller möglicher Gruppen abschaffen zu wollen:

 

Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumanien

„Nicht jeder Spezialist ist auch ein Intellektueller“

Forscher Florin George Călian erzählt von Antoaneta Sabău, der Antike und Dan Slusanschi

Link: https://adz.ro/artikel/artikel/nicht-jeder-spezialist-ist-auch-ein-intellektueller


Griechisch in Deutschland:

Einen Protreptikos für Griechisch bei der Fremdsprachenwahl mit individueller Einfärbung durch die Autorin bietet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frau Dr. Heike Bottler führt in einer Mischung aus fiktivem Dialog nach Platons Vorbild und modern antiker Erzählung in die Denkweise vieler Texte des Griechischunterrichts ein. Als Einstiegsbild dient Frankfurts Eiserner Steg über den Main mit dem blumigen  griechischen Schriftzug aus der Odyssee darüber „Segelnd auf weinfarbenem Meer hin zu den Menschen anderer Zunge“:

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Über den Wert von Altgriechisch

Dr. Heike Bottler

Wozu dient der Altgriechisch-Unterricht? Passend zur Wahl der weiterführenden Schule: Ein fiktiver Dialog am „Tag der offenen Tür“ im humanistischen Gymnasium. Ein Gastbeitrag.

Link: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/humanistische-bildung-ueber-den-wert-von-altgriechisch-17795989.html


Zum Themenbereich 2.

Der Praeceptor Germaniae hatte am 16. Februar Geburtstag!

Im 500. Todesjahr seines Förderers und Großonkels Johannes Reuchlin wurde Philipp Melanchthon 525 Jahre alt. In der Tradition des Professors für Griechisch mit seinem Eintreten für die drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch sowie seinen Bildungsreformen steht auch die Universität Halle-Wittenberg, deren Leitung die Abschaffung oder Marginalisierung der Altertumswissenschaften im Namen der „Profilbildung“ (diese Bezeichnung gab es unseres Wissens in der DDR schon einmal) auf die Tagesordnung gesetzt hat:

 

PRO das christliche Medienmagazin

Philipp Melanchthon: „Chefdiplomat der Protestanten“

Philipp Melanchthons Zusammenarbeit mit Martin Luther veränderte das Christentum grundlegend. Gemeinsam übersetzten sie auch die Bibel ins Deutsche. Am 16. Februar vor 525 Jahren kam er zur Welt.

Link: https://www.pro-medienmagazin.de/philipp-melanchthon-chefdiplomat-der-protestanten/


Interessant weiterhin ein Feuilleton-Kalenderblatt zu Melanchthon:

 

KALENDERBLATT

Kirche wäre ohne Melanchthon eine andere

Meist nur unfreiwillig soll Melanchthon Studierzimmer und Universitätslehrsaal verlassen haben: ein hochbegabter und etwas menschenscheuer Intellektueller.

Link: https://www.meine-kirchenzeitung.de/c-feuilleton/kirche-waere-ohne-melanchthon-eine-andere_a31838


Passend zum Thema auch folgender Beitrag:

Die Bibelübersetzung und ihre Fertigstellung war ja insbesondere Produkt der Zusammenarbeit zwischen Luther, Melanchthon und Lucas Cranach. Für dieses Jahr hat sich die Stiftung Luthergedenkstätten diesbezüglich ein hochinteressantes Programm ausgedacht:

 

DIE  ZEIT

Jahreswechsel - Lutherstadt Wittenberg

Escape Room-Schau zu 500 Jahre Bibelübersetzung

Wittenberg (dpa) - Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt feiert 2022 Martin Luthers Bibelübersetzung vor 500 Jahren. Höhepunkt ist eine Ausstellung in Wittenberg unter dem Motto «Tatort 1522».

Link: https://www.zeit.de/news/2022-01/03/escape-room-schau-zu-500-jahre-bibeluebersetzung


Zum 200. Geburtstag Heinrich Schliemanns:

Was jeder schon einmal gehört hat, aber vielleicht doch nicht mehr so genau weiß, wird - mal gut sortiert, mal zeitgeisty dekonstruierend - von verschiedenen Blättern aufgegriffen. Schliemanns wechselvolle Biographie sowie seine äußerst schillernde Persönlichkeit lassen sich beispielsweise im vom Gräzisten Johan Schloemann verfassten Artikel recht gut nachvollziehen. Dankenswerterweise findet sich eingebettet auch ein Kasten mit Hinweisen auf Ausstellungen und Bücher zum Anlass:

 

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG 

Heinrich Schliemann: Troja sehen und sterben

Heinrich Schliemann galt mal als Hobby-Archäologe, mal als Pionier. Bücher und Ausstellungen zu seinem 200. Geburtstag beleuchten den Mythos.

Link: https://www.sueddeutsche.de/kultur/archaeologie-heinrich-schliemann-troja-antike-ausgrabungen-1.5501098


Zum Themenbereich 3.

Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)

Das besondere Interview

Althistoriker Stefan Rebenich: „Die Antike ist uns fremder geworden“

  • Die griechisch-römische Antike ist Thema in zahlreichen Netflix-Serien, Kinofilmen und Romanen.
  • Was fasziniert und immer noch an den alten Griechen und Römern?
  • Der Althistoriker Stefan Rebenich spricht im Interview über historische Vergleiche, Asterix im Unterricht - und was die Generation Greta aus dem Altertum lernen kann.

Link: https://www.rnd.de/kultur/althistoriker-stefan-rebenich-die-antike-ist-uns-fremder-geworden-7K4WRVT5YBCILO4OBGUC4OC4VU.html

 

Hierzu die Buchempfehlung:

Rebenich, Stefan:
Die Deutschen und ihre Antike: Eine wechselvolle Beziehung,
Stuttgart (Klett-Cotta) 2021.

496 Seiten, Gebunden mit Schutzumschlag, mit zahlreichen Abbildungen
ISBN: 978-3-608-96476-9

Preis (D): EUR  38,00   

 

Eine Rezension von Prof. Dr. Uwe Walter (Althistoriker) in DAMALS:

Vorbild Antike

Am Anfang stand Wilhelm von Humboldt. Seine Bildungsreform konnte er im geschlagenen Preußen nur deshalb in so verblüffend kurzer Zeit auf den Weg bringen, weil sie bestehende Strömungen und Bestrebungen aufnahm.  [...]

Link: https://www.wissenschaft.de/rezensionen/buecher/vorbild-antike/


Neueste Meldung aus Pompeji:

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Pompeji: Der Camorra entrissen

Eine Gärtnerei, auf deren Areal sich bedeutende Bodendenkmäler befinden, geht aus dem Besitz der Camorra an die Parkverwaltung Pompejis.

Link: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/eine-gaertnerei-geht-aus-dem-besitz-der-camorra-an-die-parkverwaltung-pompejis-17838561.html


Zusammenstellung und Kommentierung: 

Karl Boyé