Juni 2019

Liebe, verehrte DAV-Mitglieder,
sehr geehrte Freunde und Interessierte,           

wir freuen uns, dass Sie uns bisher treu geblieben oder sogar in diesem Jahr neu zur Lesegemeinde unseres Informationsbriefes dazugekommen sind. Unser Anliegen ist es, auf wichtige Termine, Tagungen, Ereignisse und Entwicklungen ebenso wie auf Schriftwerke, Artikel, Aufführungen und Ehrungen im nicht zu eng gesteckten Radius unseres Fachbereiches aufmerksam zu machen und manche interessante Besonderheiten am Rande mit aufzunehmen. Zum Kerngeschäft gehört neben kontinentweit wichtigen Ereignissen aus dem Bereich von EUROCLASSICA immer wieder auch der Blick in die unmittelbaren Nachbarländer.

Ein Interview mit dem Präsidenten des Schweizerischen Altphilologenverbandes ist ein, wie wir  meinen, besonders beachtenswerter Beitrag in dieser Ausgabe. Schule und Bildung bleiben in Mitteleuropa auf jeden Fall spannend. Das beweisen auch die jüngsten Bücher von Jürgen Kaube und Michael Winterhoff.

Falls Sie selbst eine Nachricht oder eine Ankündigung weitergeben möchten, können Sie sich an folgende E-Mail-Adresse wenden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Uns bleibt wie immer, Ihnen für Ihr Interesse zu danken und eine anregende Lektüre zu wünschen.

Für den DAV-Vorstand und die Beitragenden des Newsletters

Hartmut Loos, Prof. Dr. Ulrich Schmitzer sowie Dr. Anne Friedrich

Die XXIX. Sommerakademie Alte Sprachen 2019

vom 26.08.2019 bis zum 30.08.2019 in Überlingen

(Salem International College)

Thema: FRAU UND FRAUENBILD IN DER ANTIKE

Informationen: http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/latein/informationen-zum-fach/sommerakademie

Das Programm als pdf-Datei: http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/sprachen-und-literatur/latein/informationen-zum-fach/sommerakademie/programm-sommerakademie-2019.pdf


Die europäischen Lateinwochen in Amöneburg

27. Juli - 3. August 2019

Hochsommer in Amöneburg. Über die heißen Pflastersteine unter der Spätjulisonne schlendern ein paar Jugendliche. Sie rufen sich lachend in einer fremden Sprache etwas zu. War das Italienisch? Spanisch vielleicht? Nein, Latein ist es, was jedes Jahr eine Woche lang auf dem Berg in Amöneburg gesprochen wird. Rund 60 Teilnehmer*innen jeden Alters kommen Jahr für Jahr aus ganz Europa zusammen, um sich im wunderschönen Ort Amöneburg ganz ihrer Lieblingssprache, der lateinischen Literatur und vielen anderen Künsten und Spielen zu widmen - und dabei viele alte und neue Freund*innen zu treffen.

Organisiert wird diese besondere Mischung aus Freizeitfahrt und Sprachreise durch den Verein "Europäische Lateinwochen e.V." unter der Leitung von Thomas Gölzhäuser. Dank der herzlichen Aufnahme und gastfreundschaftlichen Unterstützung durch die Amöneburger Bevölkerung schaffen wir es dennoch jedes Jahr wieder, alle Teilnehmer*innen im und rund ums Johanneshaus unterzubringen. 

URL: https://www.lateinwochen.de/


Otium Latinum in Wiesbaden-Naurod

9. September - 14. September 2019

Otium, das war für die alten Römer*innen die Zeit der Muße. Zur Ruhe kommen, sich besinnen, alte und neue Freund*innen treffen und  endlich die Gespräche zu den wirklich wichtigen Themen des Lebens führen, für die neben der Arbeit immer zu wenig Zeit zu bleiben scheint... Eben diese Zeit wollen auch wir uns im September bei unserem Otium Latinum nehmen. Jede*r Teilnehmer*in ist herzlich eingeladen, einen kurzen lateinischen Text zu einem vorher bekanntgegebenen Thema mitzubringen. Gemeinsam wollen wir diese Texte lesen und in lateinischen Gesprächen entdecken, welche Bedeutung sie noch heute für uns und unsere Lebenswelt haben.

URL: https://www.lateinwochen.de/


Augustinus - De civitate dei 

Fachtagung Latein an der Uni Bielefeld

Liebe Freunde der Alten Sprachen,

am Samstag, den 29. Juni 2019, ist es wieder soweit: Wir freuen uns, Sie auf der diesjährigen Fachtagung Latein an der Universität Bielefeld begrüßen zu dürfen. Wie bereits angekündigt, wird dieses Mal das Werk De civitate Dei des Rhetorikers, Religionsphilosophen und Kirchenvaters Augustinus im Zentrum stehen. Es ist uns gelungen, renommierte Expertinnen und Experten aus Universität und Schule zu gewinnen, gemeinsam mit uns diesen Tag für Sie zu gestalten. 

Das Programm finden Sie über den Link unten zu dieser Nachricht.  Anmelden können Sie sich bis zum 27. Juni 2019 über folgendes Formular:

https://www.uni-bielefeld.de/lili/studium/faecher/latein/Forschung/projekte/tagung_2019_anme.html
(Eine Teilnehmerbegrenzung besteht nicht.)

Alle Informationen finden Sie hier: https://www.uni-bielefeld.de/lili/studium/faecher/latein/Forschung/projekte/tagung_2019.html

 

dav nl stuessi

Verehrter Herr Stüssi,

In der schweizerischen Presse ist jüngst die Politik mehrerer Kantone im Hinblick auf Latein für bestimmte Bildungsgänge erörtert worden. Trägt die jetzige Bildungspolitik in der Schweiz neue Züge?

Neue Züge ist vielleicht übertrieben, aber in den letzten Jahren mussten wir feststellen, dass ein gewisser Utilitarismus auch in die Bildungspolitik der einzelnen Kantone Einzug gehalten hat. Das Bildungsangebot muss immer mehr auch finanziell rentabel sein, was dazu führen kann, dass - speziell im Schwerpunktfachbereich - den Lernenden nur noch ein beschränktes Angebot zur Verfügung steht. „Fehlte“ es den Kantonen (infolge bewusster oder unbewusster Fehlbudgetierungen; 2018 waren es schweizweit total über 2,3 Milliarden CHF) an Geld, so wurde in den letzten Jahren auch immer häufiger in der gymnasialen Bildung gespart, z.B. indem man teilweise das Quorum für die Schwerpunktfächer hinaufsetzte, damit weniger Schwerpunktfächer geführt werden müssen…

Ist noch eine Langzeitwirkung der Maturitätsreform vor einigen Jahren spürbar?

Ja, sie ist immer noch gut spürbar, auch wenn während den 25 Jahren ihres Bestehens bereits einige Änderungen vorgenommen wurden (Anpassung der Bestehensnormen, Einführung des Fachs Informatik, Ergänzungen des Rahmenlehrplans in Erstsprache und Mathematik). Momentan macht man sich allerdings Gedanken zu einer allfälligen grösseren Revision, wobei die unbestrittenen Vorteile (z.B. die Maturitätsarbeit) sicher nicht angepasst werden sollen.

Zeigen sich darüber hinaus auch Folgen des Bologna-Prozesses?

Die mit dem Bologna-Prozess verbundene internationale Harmonisierung der Studiengänge führte mitunter auch zu einer Aufweichung des Lateinobligatoriums an Schweizer Universitäten. Diese wollen vermehrt auch für ausländische Studenten attraktiv sein. Teilweise brachten diese aber keinen Lateinabschluss mit, sodass sie diesen bei einem Studium eines Faches mit Lateinobligatorium an der Universität hätten „nachholen“ müssen. Unter anderem, um dies zu vermeiden, wurde in vielen Studiengängen das Lateinobligatorium abgeschafft, in denen Lateinkenntnisse zweifelsohne zu einer deutlich fundierteren Auseinandersetzung mit der Materie geführt hätten (so z.B. Germanistik oder Anglistik). Die abnehmende Wertschätzung des Lateins an den Hochschulen führte wiederum dazu, dass immer weniger Schülerinnen und Schüler das Fach an den Gymnasien belegen.

Wird aus Ihrer Beobachtung der Unterschied zwischen Reflexionssprachen und Kommunikationssprachen auf den öffentlichen Plattformen hinreichend thematisiert?

Ja, wird er, sei es von uns von Verbandsseite, von Lateinlehrpersonen, von ehemaligen Lateinschülerinnen und -schülern, von Personen mit einem Faible für Latein... Nur ist es halt oft so, dass sich gefestigte Meinungen (selbst wenn sie nachweislich noch so falsch sind) nur schlecht korrigieren lassen, sodass oftmals gar nicht ein fruchtbarer Diskurs entstehen kann. Immerhin wurde unser Verband in letzter Zeit aber vermehrt von Medien um eine offizielle Stellungnahme zu ihren Berichten gebeten, was erfreulich ist.  

Hat sich das Bildungsverständnis in der Gesellschaft der Schweiz grundsätzlich verschoben?

Ich denke, das ganze utilitaristische Denken, das massgeblich von der Wirtschaft herrührt und mit dem man täglich im Berufsleben wie im Alltag konfrontiert wird, macht auch nicht vor der Gesellschaft und deren Bildungsverständnis halt. Daher, ja. Für die allfällige neue MAR-Reform (Zeithorizont ca. 5 – 10 Jahre) wünsche ich mir denn auch, dass der Primat auf der Bildung und nicht auf wirtschaftlichen Interessen liegt.

Sind Sie mit der schweizerischen Entwicklung im Fach Griechisch zufrieden?

Nein, überhaupt nicht. In vielen Kantonen ist Griechisch leider bereits dem Spardruck der Kantone zum Opfer gefallen; und auch in den anderen Kantonen wird es immer schwieriger, das Quorum zu erreichen. Griechisch ist deutlich gefährdeter als Latein, sicher auch, weil die Gesellschaft (neben dem unmittelbaren auch) den mittelbaren Nutzen des Griechischunterrichts noch weniger sieht als beim Lateinunterricht.

Was möchten Sie der kantonalen wie der nationalen Politik und auch den Medien im Hinblick auf die Klassischen Sprachen gern mitgeben?

Dass man der humanistischen Bildung Sorge tragen soll. Gerade ein Gymnasium hat eine „erhabenere“ Aufgabe als bloss wirtschaftlich rentabel zu sein, es soll die Maturandinnen und Maturanden vor allem auch zu einer persönlichen Reife führen, eine Reife, die massgeblich auf Kompetenzen, Wissen und Werten basiert, die in unseren Fächern vermittelt werden – und ohne diese würde unserer Gesellschaft etwas Wesentliches fehlen.

Der DAV dankt Ihnen für das Interview.

Die Fragen stellte Karl Boyé.

Neuer Vorsitz bei der Mommsen-Gesellschaft

Im Verlauf der der diesjährigen Mommsen-Tagung vom 03. bis zum 05. Mai 2019 an der Humboldt-Universität zu Berlin wurde Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt (Köln) zum neuen Vorsitzenden und Frau Prof. Dr. Johanna Fabricius (Berlin) zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Der DAV-Vorstand gratuliert beiden ganz herzlich zur Wahl und wünscht ihnen eine erfolgreiche Arbeit.