Sieger im altsprachlichen Landeswettbewerb ausgezeichnet

WOLFENBÜTTEL – Von den 846 Schülerinnen und Schülern, die am diesjährigen Landeswettbewerb „Rerum Antiquarum Certamen“ des Niedersächsischen Altphilologenverbandes (NAV) teilgenommen haben, wurden am vergangenen Sonnabend elf als Landessieger mit einem Buchgutschein im Wert von 250 Euro und einer Empfehlung für die Studienstiftung des deutschen Volkes ausgezeichnet; zwei weitere, Alexander Wulfers (Albertus-Magnus-Gymnasium Friesoythe) und Lisa Synowski (Otto-Hahn-Gymnasium Gifhorn), wurden sofort in die Studienstiftung aufgenommen.

Beim Festakt in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel betonte der Vorsitzende des NAV, Burghard Gieseler, den persönlichkeitsbildenden Wert der Alten Sprachen. Das Interesse an Latein als zweiter Fremdsprache sei anhaltend groß; allerdings müsse noch stärker als bisher auf eine didaktische Verzahnung der Fächer Latein und Englisch hingearbeitet werden, um für die wünschenswerte Vorverlegung des Beginns der zweiten Fremdsprache auf Klasse 5 (nach Englisch ab Klasse 3) gerüstet zu sein. Sorgen bereite dem NAV, dass wegen der Verkürzung der Schulzeit immer weniger Schüler eine dritte Fremdsprache lernen und daher Altgriechisch immer mehr verdrängt werde. Die Landesregierung müsse hier bessere Rahmenbedingungen schaffen und wenigstens in allen niedersächsischen Großstädten jeweils ein Gymnasium mit altsprachlichem Profil vorhalten.

In ihrem Festvortrag plädierte Dr. Heike Schmoll (Frankfurter Allgemeine Zeitung) dafür, dass Schule und Universität Orte der Erkenntnisse, nicht bloß der Informationsvermittlung bleiben bzw. wieder werden. Am Beispiel der Reformen des Humanisten Philipp Melanchthon (1497–1560) machte sie deutlich, welchen Beitrag die Beschäftigung mit Latein und Griechisch zur „Entzifferung der immer unlesbareren Welt“ leistet: Erst die akribische Arbeit am Originaltext vermittle die Kompetenz, sich methodisch und kritisch mit dem über Einzelinformationen transportierten Wissen auseinanderzusetzen. Schmoll warnte vor „neuen Formen des Analphabetismus, die Texte nur noch als Informationslieferanten lesen.“ Latein und Griechisch seien geeignet, dieser entmündigenden Tendenz entgegenzuwirken und nicht nur den Geisteswissenschaften und der Kultur, sondern auch den Naturwissenschaften und der Wirtschaft einen Nachwuchs zuzuführen, der sich durch besondere Selbständigkeit, Eigenständigkeit und Charakter auszeichne.

Text: Dr. Matthias Hengelbrock
Bild: Clemens Liedtke

Auf dem Bild vorne links: Burghard Gieseler (Vorsitzender des Niedersächsischen Altphilologenverbandes); hintere Reihe, dritte von links: Dr. Heike Schmoll (Frankfurter Allgemeine Zeitung).