- von Stefan Kipf - 

Im Jahr 2014 hatte ich an dieser Stelle die große Freude, Dr. Peter Lohe, dem langjährigen Vorsitzenden unseres Landesverbandes, zum 80. Geburtstag zu gratulieren und sein Lebenswerk würdigen zu können. Nun habe ich jedoch eine sehr traurige Pflicht zu erfüllen, nämlich den Tod Peter Lohes am 26. November 2020 anzuzeigen. Alle, die ihn kannten, traf die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, zumal tragischerweise das Corona-Virus eine unselige und erbarmungslose Rolle gespielt hatte.

Peter Lohe wird uns als unerschrockener und ideenreicher Kämpfer für die alten Sprachen in Erinnerung bleiben: Einerseits durch sein Engagement im DAV, und zwar auf Landes- und Bundesebene: Zunächst war er von 1980 bis 1990 Vorsitzender des LV Berlin, nach der Wiedervereinigung war er maßgeblich an der Gründung des neuen LV Berlin und Brandenburg beteiligt und leitete diesen bis 1998. Zudem war er auch auf Bundesebene präsent, und zwar von 1992–1995 als stellvertretender Vorsitzender sowie als Ehrenmitglied des Bundesvorstands. 

Andererseits war Peter Lohe ein begeisterter und begeisternder Lehrer seiner Fächer Latein und Griechisch, der viele Schülergenerationen für die Antike begeisterte. In diesem Zusammenhang wird er uns auch als Schulleiter des Goethe-Gymnasiums in Wilmersdorf in Erinnerung bleiben, das er von 1984 bis 1999 mit großem Geschick und der für ihn so typischen Gelassenheit leitete.

Peter Lohe wurde am 12. Dezember von seiner Familie, und, soweit es möglich war, auch von Freunden und Kollegen zu Grabe getragen. Er hinterlässt eine große Lücke, nicht nur für seine Familie, sondern auch für all diejenigen, die ihn als beeindrucken Kollegen und wamherzigen Freund kannten und schätzten. Peter, Du fehlst uns!

Dr. Lohe war sich stets seiner Verantwortung als Lehrer und Schulleiter sowie der Besonderheiten des Goethe-Gymnasiums bewusst. In seiner Abiturrede des Jahres 1994 anlässlich des ersten Gesamtberliner Abiturs nach der Wende fand er dafür Worte, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben:

(…) Doch wir, die wir heute erziehen und bilden, haben damit klare und langfristige Zielvorgaben. An uns wird es sein die kommenden Schülergenerationen – ebenso wie die heutige – über die kleinen mühsamen Schritte des Alltags zu soliden Fähigkeiten und Kenntnissen zu führen und Wertmaßstäbe und Verantwortungsbewußtsein wachzurufen als Grundlage des Handelns und des verständnisvollen, friedlichen Miteinanders. 

Deshalb erwähne ich gelegentlich gern mit verhaltenem Stolz, daß in unserem Hause mit seinen 820 Schülern 108 ausländische Schüler aus 26 Nationen lernen. Wir leben bereits in einer kleinen UNO. (…) 

Letzlich müssen wir uns, um flexibel und aufgeschlossen zu bleiben, immer wieder fragen, ob unser Schulangebot besonderer Prägung noch in die moderne Zeit paßt; denn im Zeitalter von Genforschung und Computertechnik sind Latein und Griechisch äußerst provokante Fächer.

Erst jüngst im April auf dem Kongreß des Deutschen Alphilologenverbandes in Bamberg, der unter dem Motto stand „Latein 2000 – Schlüsselqualifikationen durch die Alten Sprachen“, ist deutlich geworden, welche grundlegenden Leistungen diese beiden Fundamentalsprachen der europäischen Kultur für das aktuelle Leben erbringen; an uns Lehrern ist es, ihre bildenden Kräfte in geeigneter Weise für den Menschen von heute zu entfalten.

Wenn also einer provozierend fragt, ob eine Schule wie die unsrige, ob Latein- und Griechisch-Lernen noch sinnvoll und zeitgemäß sei, dann sage ich ihm: Es ist nicht nur sinnvoll, sondern nötiger denn je, in Umsetzung der Erkenntnis:

Wer nicht weiß, woher er kommt,

weiß nicht, wohin er geht.

(Auszug aus der Abiturrede 1994, in: Jahrbuch des Goethe-Gymnasiums 1994)