Katherine Marsh, Mythen der Monster. Medusa, aus dem englischen von Jennifer Michalski, Hamburg (Carlsen Verlag) 2024, 320 Seiten, 15,00 € (Englische Originalausgabe: Medusa (The Myth of Monsters 1), 2024).

Die amerikanische Autorin Katherine Marsh war nach ihren Englisch-Studium erst einmal als Journalistin und Chefredakteurin tätig – bei ihrer aktuellen Autorinnentätigkeit treten neben ihrer Recherchefähigkeit nun aber auch ihre Interessen für die griechisch-römische Mythologie und Sprachen im Allgemeinen in den Vordergrund.

Ihre Kinderbuchreihe Mythen der Monster (empfohlen für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren) behandelt in jedem Band ein anderes Monster, sodass die einzelnen Bücher unabhängig voneinander lesbar sind. Der erste Band beschäftigt sich mit Medusa:

Die 11-jährige Amerikanerin Ava führt – abgesehen von ihrem Außenseiterdasein und ihrer Neigung zu Wutausbrüchen – ein ganz normales Leben, bis sie im Unterricht einen Klassenkameraden erstarren lässt, der ihr frecher Weise ein Buch über Athene vor der Nase weggeschnappt hat. Daraufhin sendet ihre Mutter sie und ihren älteren Bruder Jax auf ein Internat in Venedig, die Academia del Forte, und das Abenteuer beginnt. Hier kommen die beiden nämlich mit Kindern aus der ganzen Welt zusammen, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Ihr Stammbaum lässt sich bis zu den Monstern der antiken griechischen Mythologie zurückverfolgen. Das kann man neben ihrer DNA auch an den Fähigkeiten erkennen, die Jungs und Mädchen im Laufe der Zeit entwickeln und die sie in der Academia zügeln lernen sollen.

Endlich fühlt sich Ava als Teil einer Gemeinschaft und genießt den Unterricht, der sich um ihre Lieblingsthemen dreht: Alte Sprachen (sogar in richtiger Anwendung!), Kenntnis der Mythen, Handwerken und Schwimmen (auch wenn die Nachfahren von Skylla und Charybdis ihr dabei das Leben schwer machen). Unterrichtet werden diese beispielsweise von Miss Demi (=Demeter), Miss Klio (!) oder Mister Heff (= Hephaistos) unter dem Schulleiter (und Poseidon-Sohn) Orion.

Doch schon bald schleichen sich bei Ava und Fia, die schnell beste Freundinnen geworden sind, und ihren Freund*innen Zweifel am Vorgehen der Schule ein: Warum werden hier nur bestimmte Versionen der Mythen anerkannt? Und warum wird jeder von ihnen als Monster abgestempelt, obwohl ihre Fähigkeiten auch Gutes vermögen? Warum spricht Avas Mutter nicht gerne über ihre Zeit an der Schule? Und warum wird Fia die Stimme genommen, als sie genau diese Fragen zu stellen beginnt?

Bei dem Versuch, Fias Stimme und ihre Zukunft zu retten, stößt die Freundesgruppe auf viel (Geschlechter)Ungerechtigkeit, durchlebt eine Aufregung nach der anderen und rettet am Ende nicht nur eine einzige Person.

Marsh bietet mit ihrem Werk einen sehr modernen, feministischen Blick auf die antike Mythologie, der die Begeisterung für die Antike allerdings nicht schmälert, sondern durch die Liebe zum Detail und frischen Wind vielmehr stärkt.

Anna Stöcker, Bergische Universität Wuppertal