Andrea Riccardi 2009Der Deutsche Altphilologenverband (DAV) ehrt den Gründer der Hilfsorganisation Sant' Egidio, die viele Flüchtlinge betreut.

Im Februar feierte die in Rom gegründete und inzwischen weltweit tätige Organisation ihr 48-jähriges Bestehen. Aus einer persönlichen zivilgesellschftlichen Initiative zur Unterstützung besonders Bedürftiger wurde im Laufe der Zeit ein soziales Netzwerk im unverfälschten Wortsinn. Der DAV würdigt Herrn Riccardis Einsatz für die Humanitas. Die Laudatio hält Walter Kardinal Kasper.

Berlin/Rom (DAV): Professor Andrea Riccardi, der am 4. Februar 1968 die Communità di Sant' Egidio in Rom gründete, wo sie noch heute ihren Hauptsitz hat, wird im Rahmen des diesjährigen Altphilologenkongresses in Berlin am Mittwoch, den 30. März mit dem Humanismus-Preis des Deutschen Altphilologenverbandes (DAV) ausgezeichnet werden.

(Bildnachweis: א (Aleph), http://commons.wikimedia.org)

Riccardis Engagement galt von Anfang an den sozial Deklassierten in Rom und erweiterte sich sukzessive europa- und weltweit. In Deutschland gründete die Communità di Sant' Egidio beispielsweise die „Schule des Friedens“ in Berlin-Neukölln.

Der Träger unseres diesjährigen Humanismus-Preises trat als Vermittler bei den Friedensgesprächen im Libanon in den 1980er und in Mosambik in den 1990er Jahren auf, war Minister im italienischen Kabinett Monti (2011-2013) mit dem speziellen Auftrag für Internationale Zusammenarbeit und Integration. Er ist unter anderem bereits mit dem Karlspreis geehrt worden.

Die Communità di Sant' Egidio hat jüngst im Verbund mit anderen Hilfsorganisationen und in Zusammenarbeit mit der italienischen Regierung einen humanitären Korridor zur koordinierten und damit auch legalen Aufnahme syrischer Flüchtlinge eingerichtet. Weiterhin hat sie im Februar in München eine Schule zum Unterricht in deutscher Sprache und zur Einführung in die Kultur des Landes eröffnet. In einer Pressemitteilung vom 8. März erinnert sie an die Rede von Winston Churchill vor 70 Jahren am 5. März 1946 in Fulton/Missouri, in der der Staatsmann die Installation des „Eisernen Vorhangs“ beschrieb, und warnt davor, einen abgeleiteten Typus einer solchen Barriere zum Nachteil von Flüchtlingen einzurichten.

Der Grundgedanke des seit 1998 anlässlich des Bundeskongresses des Deutschen Altphilologenverbandes verliehenen Humanismus-Preises ist das auf die Antike zurückgehende Ideal der Verknüpfung von geistiger Bildung und aktivem Eintreten für das Gemeinwohl. Die im zweijährigen Rhythmus stattfindende Verleihung des Humanismus-Preises soll immer neuen Anreiz zur Diskussion darüber bieten, welche geistigen Aufgaben der heutigen Zeit gestellt sind und wie eine zukunftsfähige Bildung gestaltet sein muss.

Karl Boyé