Deutscher Altphilologenverband

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Deutscher Altphilologenverband

Lesetipp: Auch Cicero war politischer Flüchtling

harris dictatorDer britische Journalist und Romancier Robert Harris hat den lang erwarteten Abschlussteil der Romantrilogie über das Leben des berühmten antiken Anwalts, Politikers und Schriftstellers Marcus Tullius Cicero aus der Sicht seines Sekretärs Tiro fertiggestellt. Für eine breite Leserschaft wie auch für Schüler der Klassischen Sprachen wird eine der prägendsten und dramatischsten Gelenkepochen der europäischen Geschichte lebendig.

München/Bamberg//Pforzheim(DAV): Unter den Schriftstellern, welche Phasen der griechisch-römischen Antike romanhaft nachzeichnen, gebührt Robert Harris nach Ansicht des Deutschen Altphilologenverbandes (DAV) besondere Anerkennung. Er hat Ausschnitte von besonders hoher Ereignisdichte wie den Untergang Pompejis 79 n. Chr. oder wie im vorliegenden Fall die Lebensgeschichte Ciceros nicht nur nacherzählt: Robert Harris war daran gelegen, mithilfe akribischster Recherche ein Höchstmaß an Authentizität zu erreichen. Dies hat dazu beigetragen, dass die Arbeit an dem dreibändigen Roman nach eigener Auskunft des Autors zwölf Jahre gedauert hat. Der erste Band („Imperium“) erschien in der deutschen Übersetzung 2006, der zweite (dt. „Titan“) 2009. Der offizielle Verkaufsbeginn für die deutsche Version des dritten Bandes („Dictator“) ist der 12. Oktober 2015.

Der Abschlussband schildert die Zeit beginnend mit Ciceros Verbannung im Jahre 58 v. Chr. und der Rückkehr fünfzehn Monate später über die Jahre des Machtkartells zwischen Caesar, Pompeius und Crassus, welches sich zur Rivalität zwischen Caesar und Pompeius wandelte, bis zu Caesars völliger Ausschaltung der Gewaltenteilung, was dem Band seinen Namen verlieh. Die letzten Kapitel bilden die Ereignisse um die Ermordung Caesars und – ungefähr eindreiviertel Jahre später – diejenige Ciceros gegen Ende des Jahres 43 v. Chr.

Der Deutsche Altphilologenverband begrüßt ausdrücklich, dass durch das Verfassen und Veröffentlichen der Romantrilogie zur Person Ciceros und zur Endphase der späten römischen Republik für die Allgemeinheit wie für Schülerinnen und Schüler der Fächer Latein, Griechisch und Geschichte ein enger emotionaler Zugang geschaffen wird. Da das Leben Ciceros wie kein zweites aus der Antike unter anderem aufgrund seiner Reden, theoretischen Schriften und vor allem seiner Briefe engmaschig rekonstruierbar ist, wirkt die fesselnde Erzählung vor dem geistigen Auge wie eine Live-Aufnahme. Auf diesem Wege wird die Einzigartigkeit und Bedeutsamkeit der Jahre, in welchen die römische Republik zu einem failing state wird und Ciceros Eintreten für die politische Freiheit scheitert, besonders greifbar.

Im britischen Feuilleton nimmt die Thematisierung des Erscheinens der Originalfassung seit Wochen einen breiten Raum ein. In Leit- und Massenmedien erscheinen Besprechungen und Interviews mit Robert Harris. Ein Artikel verweist darauf, dass in der Entdeckung einer Sammlung von Briefen Ciceros an seinen Freund Atticus durch Petrarca 1345 einer der Impulse für das Aufkommen der Renaissance lag. Der Autor Robert Harris trägt dazu bei, die Bedeutung Ciceros für die Kulturgeschichte Europas in unserem Gedächtnis wachzuhalten.

Karl Boyé (DAV-Pressesprecher)

 

Ausschreibung in Wuppertal: Juniorprofessur für Didaktik des Lateinischen

wuppertal-klassphil

Die Bergische Universität Wuppertal schreibt zum 01.04.2016 im Fachbereich A – Geistes- und Kulturwissenschaften

eine Juniorprofessur für Didaktik des Lateinischen

aus. Die Professur ist im Fachgebiet Klassische Philologie angesiedelt, das zwei Professuren für Latein und eine Juniorprofessur für Griechisch umfasst. Der Arbeitsschwerpunkt liegt in der Ausbildung für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen. Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.uni-wuppertal.de/universitaet/universitaetsverwaltung/dezernat-4/stellenangebote/ansicht/job/juniorprofessur-fuer-didaktik-des-lateinischen-p15013.html

Studienfahrt nach Sizilien im Oktober 2015

„Selinunte - Tempio E“ von Guido Radig - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Selinunte_-_Tempio_E.JPG#/media/File:Selinunte_-_Tempio_E.JPGSizilien ist eine Reise wert – vor allem aus Sicht des klassischen Philologen und Althistorikers! Klingende Namen wie Agrigent mit den vielleicht eindrucksvollsten archäologischen Ausgrabungen auf Sizilien, - Syrakus, die kulturelle Heimstadt namhafter Dichter und Denker wie Simonides von Keos, Pindar und Aischylos, oder die griechische Gründungskolonie Selinunt mit weitläufiger Akropolis und imposanten Tempelanlagen in strategisch günstiger Lage direkt am Mittelmeer.

Weiterlesen: Studienfahrt nach Sizilien im Oktober 2015

Sizilien – Bericht über eine kulturhistorische Reise

Agrigent. Foto: Berthold Werner 2012 (Lizensiert unter GPL 1.2)In der Ausgabe 04/2014 des Forum Classicum sind wir auf das Angebot einer Bildungsreise nach Sizilien aufmerksam gemacht geworden. Ein Reisebericht von Grit Diaz de Arce (Berlin) und Marcus Neumann (Kassel):

Weiterlesen: Sizilien – Bericht über eine kulturhistorische Reise

Humanismuspreisträger Władysław Bartoszewski verstorben

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Am 24. April 2015 ist der international hochgeachtete polnische Politiker und Historiker Władysław Bartoszewski verstorben.

Der DAV hat ihn 2004 für seine beispielgebende christlich-humanistische Haltung mit dem Humanismuspreis geehrt. Im Leben dieses großen Europäers wurde ein Ideal sinnfällig, dem der Humanismuspreis vor allem verpflichtet ist: die Verknüpfung von geistiger Bildung und aktivem Eintreten für das Gemeinwohl.

Insgesamt sieben Jahre verbrachte Władysław Bartoszewski in Gefängnissen, auch in Auschwitz. Seinen christlichen Humanismus hat er, wie wenige, auch unter härtesten Bedingungen bewahrt. Zwei seiner Grundsätze lauteten: „Leben um jeden Preis, das ist eine Schande“ und „Es lohnt sich, anständig zu sein“.

Der DAV wird Władysław Bartoszewski ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Die Laudation auf Władysław Bartoszewski anläßlich der Verleihung des Humanismuspreises auf dem DAV-Bundeskongress 2004 in Köln finden Sie in Ausgabe 2/2004 des Forum Classicum:
» https://altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC2004-2.pdf

Nähere Informationen zum Humanismuspreis finden Sie » hier.

Latein und Latinum

pressespiegelPressespiegel

Die derzeitige Debatte in Nordrhein-Westfalen um das Latinum hat ein reiches und inzwischen auch überregionales Presse-Echo hervorgerufen. Den aktuellen Stand haben wir hier für Sie gesammelt:

Überregionales:

» u.a. mit Beiträgen aus ARD, der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung

Zur regional geführten Debatte um das Latinum in Nordrhein-Westfalen:

» u.a. mit Beiträgen der Initiative "Latein lebt", der Osnabrücker Zeitung, Deutschlandradio Kultur, RP Online

Richard von Weizsäcker verstorben

Humanismuspreisträger: Richard v. Weizsäcker. Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1991-039-11 / CC-BY-SAAm 31. Januar 2015 ist der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker verstorben. Er war 1998 der erste Träger des vom DAV vergebenen Humanismuspreises, der seither im zweijährigen Turnus verliehen wird. Richard von Weizsäcker verkörperte just die Synthese, die dem Humanismuspreis zugrunde liegt, nämlich die Verknüpfung von geistiger Bildung und aktivem Eintreten für das Gemeinwohl. Dass er den Preis annahm, ehrt zugleich auch den Verband und das von ihm vertretene Anliegen. Der DAV wird Richard von Weizsäcker stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Nähere Informationen zum Humanismuspreis finden Sie » hier.

Die Reden anlässlich der Preisverleihung beim Heidelberger Kongress 1998 sind im Forum Classicum 2/1998 veröffentlicht: https://www.altphilologenverband.de/forumclassicum/pdf/FC1998-2.pdf

WDR5 Tagesgespräch: Tote Sprache!: Was bringt der Lateinunterricht?

Bildrechte: dpa"Lehrreich und bildend" oder "vollkommen überholt": Es geht um das Schulfach Latein. Die NRW-Landesregierung will die Nachweise von Lateinkenntnissen für viele Studiengänge abschaffen. In der Sendung "Tagesgespräch" des WDR5 diskutiert u.a. Dr. Nikolaus Mantel, Vorsitzender des Altphilologenverbandes Nordrhein-Westfalen, über Bildungsreformen im Fremdsprachenunterricht.

Die ganze Sendung zum Nachhören finden Sie unter: http://www.wdr5.de/sendungen/tagesgespraech/neunundzwanzigsterdezember102.html

oder hier:

Antike im Großformat in Pforzheim

Das Panorama der Stadt Rom zur Zeit Konstantins jetzt auch in Pforzheim

Der 360-Grad-Rundblick über die virtuell wiederaufgebaute Ewige Stadt im Jahre 312, erstellt vom umtriebigen Künstler Yadegar Asisi, ist jetzt auch im ehemaligen PORTUS (= lateinisch „Hafen“), woraus sich Pforzheim entwickelte, auf dem Boden des kaiserzeitlichen römischen Reiches zu sehen. Der Deutsche Altphilologenverband sieht darin ein Zeichen für das gleichbleibend große Interesse an der Antike.

Weiterlesen: Antike im Großformat in Pforzheim

  1. 16. Bundessprachenturnier: Siegreich in Latein und Griechisch
  2. Dozentenkreis Latinum/Graecum: Beiträge für die Jahrestagung 2015 gesucht!
  3. DAV-Kongress 2014: Danke, Innsbruck!
  4. Humanismuspreis 2014: Pressespiegel

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Neuerscheinung des Monats

Demandt, A., (2022) Diokletian. Kaiser zweier Welten. Eine Biographie. München 2022. 432 S. EUR 32,- (ISBN 978-3-406-787317).

Alexander Demandt hat zahlreiche Monographien und viele Aufsätze verfasst. Besonders hervorheben möchte ich drei Opera: Metaphern für Geschichte. Sprachbilder und Gleichnisse im historisch-politischen Denken (München 1978), Der Fall Roms. Die Auflösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt (München 1984) und: Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr. (Handbuch der Altertumswissenschaft, dritte Abteilung, sechster Teil). 2. vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage (München 2007). Drei Biographien stammen aus seiner Feder, die erste zu Alexander dem Großen (Leben und Legende, München 2009), die zweite zu Pontius Pilatus (München 2012) und die dritte zu Marc Aurel (Der Kaiser und seine Welt, München 2018). Nun folgt eine weitere Biographie, nämlich die zu Kaiser Diokletian.

Bereits im Vorspruch (9-10) liefert Demandt außer den üblichen Dankesworten wichtige Hinweise auf die Einteilung der römischen Geschichte und damit auch Erklärungen für einen Teil des Titels seines Buches (übrigens nach Aussagen des Autors das dreißigste für das Verlagshaus Beck, 10). Nach Demandt gliedert sich die römische Geschichte in die Zeit der Republik und die Kaiserzeit. Die erste große Periode endet mit der Seeschlacht bei Actium 31 v. Chr., während die Kaiserzeit als die zweite Großperiode „nach der Diktatur Caesars (49-44) seit der Sicherung der Alleinherrschaft des Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.)“ folgt (9). Nach der Severerdynastie (235 n. Chr.)  wird die Zeit der Soldatenkaiser angesetzt, die „den Übergang zur Spätantike“ (9) darstellt und „damit die Kaiserzeit in die Phasen des Prinzipats und des Dominats“ (9) unterteilt. Die zuletzt genannte Phase beginnt mit Kaiser Diokletian im Jahre 284 (und Constantin 306) und endet im Westteil des römischen Reiches mit Romulus Augustulus (476). Demandt erkennt im Wirken Diokletians „eine doppelte Zugehörigkeit, auf eine Position als Kaiser zweier Welten“ (9). Er kann als letzter Soldatenkaiser und aufgrund verschiedener Aspekte als erster Kaiser der Spätantike betrachtet werden. Zu diesen Aspekten zählt Demandt die folgenden: „erfolgreiche Reformen, Verlagerung der Regierung von Rom an die Grenzen, den Hauptstadtwechsel, die Neugliederung der Provinzen und die Festschreibung des Hofzeremoniells“ (9/10). Damit sind entscheidende Themen bereits angeschnitten, die Demandt in seinem Buch ausführlich behandelt.

Demandt spricht im Falle des Kaisers Diokletian von Alleinstellungsmerkmalen im Vergleich mit anderen Herrschern der römischen Geschichte: ursprünglich stammt der Protagonist aus dem Sklavenstand, ihm gelang die Freilassung, der steile Aufstieg über den „Kriegsdienst und die Offizierslaufbahn zum Kaisertum war einzigartig“ (10). Unvergleichlich war die von Diokletian kreierte Viererherrschaft (Tetrarchie) von zwei Augusti und zwei Caesares, seine vergeblichen und letztmaligen Bemühungen, das Christentum zu eliminieren, da es nicht zur „gesamtantiken Religiosität“ passte (10), „die misslungene umfassende Preiskontrolle und die Abdankung nach einer geplanten Regierungszeit von zwanzig Jahren mit geregelter Nachfolge“ (ebenda).

In dreizehn Kapiteln versucht Demandt Leben, Wirken und Scheitern des Kaisers darzustellen. Ihm gelingt es in überzeugender Art und Weise, wichtige Stationen zu beschreiben und auch zu kommentieren. Dabei geht er zunächst ausführlich im ersten Kapitel auf die Quellen ein, die ihm als Forscher zur Verfügung standen (Die Quellen unseres Wissens, 13-20). Wie bei Demandt üblich, erläutert er präzise seine Vorgehensweise und auch die Begriffe, deren er sich bedient. So legt er eine Definition für den Terminus Quelle vor: „Eine Quelle ist das Ende eines Vorgangs und der Anfang seiner Erkenntnis“ (13). Dabei differenziert er zwischen zwei Typen von Quellen: einerseits die Historiographie und die Inschriften, andererseits die Gelegenheitsreden, Papyri und Münzen. Er betont auch, dass stets geprüft werden muss, ob die Quellen verlässlich sind und ob der Informationsgehalt stimmig ist. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Demandt nicht nur eine Biographie schreibt, sondern dass er immer darauf achtet, den Leserinnen und Lesern seine gewählte Methodik, die Aufgaben der Geschichtsschreibung und die benutzten Begriffe genau zu erläutern. Allein aus diesem Grunde ist die Lektüre dieses Buch allen Studierenden des Fachs Geschichte dringend empfohlen, da sie am Beispiel einer bedeutenden Herrscherfigur am Ende der Epoche der Soldatenkaiser und der beginnenden Spätantike wesentliche handwerkliche Zugriffsmöglichkeiten eines Historikers erkennen und erlernen können. Gut unterrichtet sind wir aufgrund der Quellenlage für die Zeit bis zum Jahr 229, etwa durch die Nachrichten eines Cassius Dio. Demgegenüber ist die Quellenlage für die Epoche der Soldatenkaiser und der Tetrarchie recht dürftig, da es keinen „erhaltenen zeitgenössischen Darsteller“ gibt (14). En passant erhält man als Leserin/Leser wertvolle Informationen über die Epochen vor und nach Diokletian. So verweist Demandt auf einen Textfund aus der Wiener Hofbibliothek des Jahres 2014, nämlich auf die <Scythica Vindobonensis> (15). Hierbei handelt es sich um Pergamentblätter, die der flämische Humanist Ogier Ghiselin von Busbeck 1562 nach Wien gebracht hat. Auf diese Weise entsteht ein dichtes Gewebe von Informationen um Diokletian, rückblickend bis in die griechische Geschichte, vorausblickend bis in unsere Zeit. Demandt verliert allerdings nie den Blick auf wesentliche Aspekte, auch wenn er zuweilen abzuschweifen scheint. Diese Exkurse sind aber sehr wichtig, um bestimmte Fakten besser einordnen zu können. Der emeritierte Berliner Professor für Alte Geschichte geht auf weitere Quellen ein (panegyrische Texte, solche der Kirchenväter, sowie von byzantinischen Autoren), die ich hier nicht alle auch nur benennen könnte. Dafür empfiehlt der Rezensent die aufmerksame Lektüre des gesamten Buches.

Im zweiten Kapitel (Die Anarchie unter den Soldatenkaisern, 21-36) geht Demandt auf das Ende der Severerzeit ein, liefert Informationen zu den ersten Soldatenkaisern, beschreibt den Tiefstand unter Gallienus in den Jahren 260 bis 268, um anschließend den Beginn einer Phase der Konsolidierung zu erörtern. Auch in diesem Kapitel ist der Historiker erfolgreich darum bemüht, sprachliche Erläuterungen zu den geschichtlichen Aspekten zu liefern. Im Zusammenhang mit dem Übergang von der Epoche des Prinzipats in die Spätantike sprachen Wissenschaftler von einer ernsten Krise des Reiches unter den Soldatenkaisern. Demandt bietet eine Erklärung für die Etymologie des Wortes Krise, nämlich abgeleitet aus dem griechischen Verb krinein/entscheiden (22). Er erinnert daran, dass die hippokratische Medizin das Wort krisis verwendet, wenn die Entscheidung anstand, „ob ein Patient stirbt oder überlebt“ (22). Es bestand durchaus die Gefahr, dass die Einheit des römischen Reiches verlorenging. Der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt hat später die geschichtlichen Krisen untersucht und einen vielbeachteten Abschnitt verfasst (in: Ders., Weltgeschichtliche Betrachtungen, 1868, im Nachlass 1905 erschienen und in einer von Rudolf Marx erläuterten Ausgabe publiziert, Stuttgart 1978). In einer Anmerkung (4, S. 320) liefert Demandt weitere Literaturangaben zum Thema, was eine geschichtliche Krise „eigentlich“ ist. Man kann sich also mit den Interpretationen des Berliner Althistorikers begnügen, man kann aber intensiver die Sekundärliteratur prüfen und noch tiefer in die Thematik eindringen. Das dritte Kapitel trägt den Titel: Die Erhebung Diokletians 284/285, 37-52. Hier geht Demandt – wie es sich für eine Biographie gehört – auf die Herkunft, den Namen und die Familie des Kaisers ein. Der vollständige Name, der auch erklärt wird, lautet auf offiziellen Dokumenten: Imperator caesar caius aurelius valerius diocletianus pius felix invictus augustus pontifex maximus tribunicia potestate consul pater patriae proconsul. Die Quellen belegen, dass Diokletian aus Dalmatien stammte, sich im Heer hochgedient hat und auch Latein sprach. Dagegen waren seine Griechischkenntnisse spärlich, ja sie wurden sogar abfällig eingeschätzt (41). Während bis zu Caracalla die Geburtstage aller Kaiser bekannt waren, danach lediglich in Ausnahmefällen, kann man im Falle Diokletians nur das Geburtsjahr erschließen: 248 n. Chr. Diokletian stammte aus kleinsten Verhältnissen, obscurissime natus. An diesem Beispiel zeigt sich die Neigung Demandts, wenn möglich für deutsche Begriffe die lateinische Entsprechung zu bieten. Im weiteren Verlauf geht der Historiker auf zahlreiche Details von Namen, Familie und Umfeld Diokletians ein. Wichtig ist auch der Abschnitt über Nikomedien als Hauptstadt (50-52). Die Verlagerung des Hauptsitzes kann als erste bedeutende Maßnahme der Reformen Diokletians angesehen werden. Nach Rom kam der Kaiser nur einmal, nämlich 303 n. Chr. anlässlich seiner Vicennalien (52), als er sein zwanzigjähriges Regierungsjubiläum feierte.

Im vierten Kapitel (Das Experiment der Tetrarchie, 53-71) wird die besondere Herrschaftsform, die Diokletian erfunden hat, erläutert. Es gab aber Vorläufer, die als Kaiser nicht nur den eigenen Sohn als Nachfolger festgelegt haben, sondern wie Marc Aurel, der „seinen Adoptivbruder Lucius Verus zum gleichberechtigten Augustus und Mitherrscher“ auswählte (54). Die militärische Lage verlangte nicht nur einen Machthaber, sondern mindestens zwei. Daher war die Idee eines „regionalen Mehrkaisertum“ keine Neuerung, die Diokletian erfunden hätte (54). Demandt erklärt den Begriff ‚Tetrarchie‘ genau, der sich erst am Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzte (60). Bei Laktanz (MP.18,5) heißt es: ut duo sint in re publica maiores, qui summam rerum teneant, item duo minores, qui sint adiumento – „auf dass im Staat zwei Größere regierten, denen die höchste Entscheidung oblag, und zwei Kleinere zur Unterstützung“ (60). Bei Ammianus Marcellinus werden die Caesares als apparitores/gehorsame Gehilfen der Augusti bezeichnet (60). Auf den folgenden Seiten zeichnet Demandt die weitere Entwicklung der neuen Herrschaftsform nach, geht auf die Herkunft der Caesaren ein, erläutert die Aufgabenbereiche und prüft, wie die Tetrachie in der Kunst dargestellt wurde. Hier wie auch in anderen Fällen zieht der Historiker passende Bilddokumente heran. Wenn die vier Herrscher auch gleichberechtigt waren, so behielt sich Diokletian die Ernennung der Konsuln vor (66). Auch in den bildnerischen Darstellungen lassen sich feine Unterschiede erkennen: „In allen diesen Monumenten herrscht Gleichheit unter den Tetrarchen mit dezenten Rangunterschieden zwischen den Augusti und den Caesaren in der Platzierung und in der Größe“ (70). Im fünften Kapitel widmet sich Demandt den Kämpfen im  Osten (75-99). Konflikte zwischen Ost und West gab es bereits in mythischer Zeit, sie wurden seit Herodot thematisiert. Demandt behandelt die Entwicklung in den verschiedenen Regionen, etwa die der Parther, Sarazenen oder Ägypter. Immer wieder nimmt er Rückblicke vor, gerne auch unter Verwendung lateinischer Begriffe, etwa wenn es um den Einzug (adventus, introitus) der Kaiser geht oder bei der Bezeichnung von Amtsträger, wie im Falle des Ammianus Marcellinus (protector domesticus,84). Es wäre sicherlich wünschenswert, wenn es ein Register mit all diesen lateinischen Begriffen gäbe. Dies würde auch die große Bandbreite zeigen, in der sich Demandt bewegt.

Das sechste Kapitel befasst sich mit der Sicherung des Westens (101-122). Der Nord-Süd-Konflikt war in der Geschichte Roms stets gefährlicher als der Ost-West-Konflikt. Auch hierzu bietet Demandt einige Beispiele, damit man die Situation zur Zeit Diokletians besser einordnen kann. Mehrere Völker des Westens und die Auseinandersetzungen mit Rom stehen in diesem Kapitel im Fokus.

Der Reichsreform gilt das siebte Kapitel (123-156), während Geld und Wirtschaft im Mittelpunkt des achten Kapitels stehen (157-175). Die Leserinnen und Leser erfahren in beiden Kapiteln viele interessante Details über das Hofzeremoniell, über Insignien und die Titulatur sowie über die Staatsfeste. Immer wieder erläutert Demandt wichtige Begriffe, so zum Beispiel das lateinische Wort corona. Ebenso geht der Forscher auf die Geschichte des Throns ein und erklärt Bedeutung und Historie des Zepters (133). Auf diese Weise entsteht gewissermaßen eine Kulturgeschichte der Menschheit. Fehlen durften natürlich nicht Hinweise zur Gesetzgebung und Rechtsprechung. „Hunderte von Entscheidungen Diokletians gingen ein in den Codex Justinianus und damit ins Corpus Iuris Civilis, das die europäische Rechtstradition geprägt hat.“ (156). Während im Ostteil des römischen Reiches Griechisch die vorherrschende Sprache war, war Latein im Westteil die Sprache, die die Menschen verwendeten. Für den Bereich des Rechts und des Militärs gilt Latein als die Sprache im gesamten römischen Reich. Berytos/Beirut war das Zentrum des römischen Rechts, dort wurde Latein gesprochen und geschrieben. Im achten Kapitel erörtert Demandt Aspekte wie Prägestätte, Münzpropaganda, Steuern, Frondienste, Staatsausgaben und die Finanzlage insgesamt. In die Geschichte eingegangen ist der von Diokletian verfügte Maximaltarif, das Edictum de pretiis rerum venanium (167ff.). In der Regel scheiterten die meisten Versuche, Höchstpreise für Waren festzulegen. Wenn es ungünstig verlief, wurden die Waren einfach vom Markt genommen. Es gab sogar Stimmen, die meinten, die Finanzlage des römischen Reiches habe den Niedergang der antiken Kultur bedeutet. Peter Heather vertrat die Auffassung, dass man mit Geld Rom hätte retten können (174).  

Aufschlussreich ist auch das neunte Kapitel, in dem die Christenverfolgung thematisiert wird (177-204). Demandt geht auf die verschiedenen Religionen im römischen Reich ein und beleuchtet die zehn Christenverfolgungen seit Nero. Die kirchliche Überlieferung nennt diese Zahl, während Demandt die Auffassung vertritt, dass es unter Diokletian die erste und einzige Christenverfolgung gegeben habe, „wenn man darunter, wie üblich, ein reichsweites Religionsverbot versteht“ (186). Diokletian hatte lange damit gezögert, solche Verfolgungen durchzuführen. Durch Laktanz sind wir über Beginn und Verlauf gut unterrichtet. Entscheidend war das Edikt, dass Kaiser Diokletian im Februar 302 erließ (191). Über seine Beweggründe kann man nur spekulieren. Demandt behandelt auch die Haltung der christlichen Autoren im Zusammenhang mit den Verfolgungen und den Widerständen gegen das Christentum (201-204). In den weiteren Kapiteln erläutert Demandt die Umstrukturierung des Heeres (Das neue Heer, 205-221), stellt die Bauten der Tetrarchen (223-255) vor, um dann die Umstände der Abdankung, des Todes und der Nachfolge (257-275) zu erörtern.  Zum Abschluss werden die Leserinnen und Leser über die Rezeption informiert: Diokletian nach Diokletian (277-307).

Es gibt einige Anhänge zu verschiedenen Kapiteln (301-317), dann folgen die Anmerkungen (319-384), die Tetrarchen-Tabelle (385), die Stammtafel zur Tetrarchie (387-388), die Chronik (389-394). Daran schließen sich Karten an (396-397), Abkürzungen (399-400) und ein Literaturverzeichnis mit mehrfach angeführten Publikationen (401-411) sowie ein Abbildungsnachweis (413-414) und das Register (415-432), von Aachen bis Zypern.

Demandt hat nicht nur eine Biographie über Kaiser Diokletian vorgelegt, sondern liefert viele aufschlussreiche und interessante Details über die anderen Tetrarchen und über seine Konzeption von Herrschaft mit zwei Augusti und zwei Caesares. Dabei erfahren die Leserinnen und Leser zahlreiche Hintergrundinformationen zur gesamten römischen Geschichte mit Ausblicken in unsere Zeit. Demandt nimmt Rückblicke und Vorausblicke vor, um bestimmte Details besser verständlich zu machen. Dabei stützt er sich auf wichtige Quellen, so dass jede Leserin und jeder Leser sich gegebenenfalls selbst ein Bild machen kann über die vom Autor vorgelegten Beobachtungen und Thesen. Insgesamt ist die Lektüre anregend, nie langweilig, da die Texte flüssig geschrieben und die meisten wissenschaftlichen Belege in den Anmerkungen zu finden sind und daher die Lektüre der einzelnen Abschnitte nicht beeinträchtigt. Auch Bilddokumente und andere wichtige Quellen wie Münzen werden gut nachvollziehbar interpretiert. Das Buch gehört in die Bibliothek eines jeden/einer jeden, die sich für römische Geschichte interessiert, und wird mit Sicherheit zu einem Standardwerk avancieren.

Dietmar Schmitz

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